Buchvorstellung: Das ultimative Buch der Gartengestaltung

Diesmal habe ich mir die neu erschienene deutschsprachige Übersetzung des Buches »The Ultimate Garden Designer« von Tim Newbury vorgenommen. Im deutschen heißt das Buch »Das ultimative Buch der Gartengestaltung«. Im deutschen, wie im englischen ist der Titel äußerst hoch gesteckt und sicherlich stark übertrieben. Aber über reißerische Titel haben wir auch schon in vergangenen Rezensionen hinweggesehen – scheinbar sind solche hochtrabenden Titel nötig, um den Verkauf zu steigern.

Alles in diesem Buch dreht sich um die Gartengestaltung und da das Original des Buches aus Großbritannien, dem Land der Gärten und der Gärtner stammt, war mein Interesse sofort geweckt. Der Autor Tim Newbury ist mehrfacher Goldmedaillen-Gewinner auf der berühmten Chelsea Flower Show – auch diese Tatsache weckt hohe Erwartungen. Wir haben uns das Buch angesehen und fassen unsere Eindrücke und Meinungen dazu in diesem Artikel für euch zusammen.

Mustergarten: Naturgarten

Gartengestaltung in drei Teilen

Auf seinen 256 Seiten teilt sich das Buch hauptsächlich in die drei Hauptbereiche „Mustergärten“, „Strukturelemente“ und „Pflanzenverzeichnis“. 167 Seiten, also beinahe zwei Drittel des Buches, sind hierbei dem ersten Kapitel, den Mustergärten gewidmet.

Mustergärten

Da wir besondere Freunde der britischen Gartenkultur sind, freut uns natürlich, dass auch das eine oder andere Gartenbuch aus England Einzug in unsere Bücherläden hält. Den Beginn der Gartenvorschläge macht der Autor gleich mit dem bekannten englischen Cottage-Garten. Das Buch soll Ideen sowie fertige Gartenpläne und Konzepte als Ausgang für die eigene Planung liefern.

Es gibt jeweils eine große, aufwändig farbig-gezeichnete perspektivische Ansicht (Ansicht von schräg oben), eine kleinere farbig-gezeichnete Ansicht aus einer erhöhten Vorderansicht (Ansicht vom Haus aus), einen gezeichneten farbigen Grundriss, ein bis zwei Fotos sowie mehrere Skizzen für vier verschiedene Grundstücksformen und -Größen. Die Pflanzen-Standorte sind auf dem Grundriss mit Zahlen gekennzeichnet – die Pflanzennamen findet man dann in einer Liste auf derselben Doppelseite. Der Haupttext zu jedem Garten behandelt die Problemstellung, die Aufgaben des jeweiligen Gartentyps sowie die Bepflanzung und die Stilelemente.

Ist bei den Gärten von „klassisch“ oder „traditionell“ die Rede, so bezieht sich der Autor damit natürlich auf Großbritannien. Unter einem klassischen Gemüsegarten dürfen wir uns also keinen österreichischen oder deutschen Schrebergarten vorstellen, sondern finden vielmehr klassische britische Karo-Beete, strikte Wegformen und dennoch explodierendes Wachstum in jedem Winkel vor. Auch das englische Klima, das von warmen Temperaturen am Golfstrom bis zu rauem Wetter und salziger Meeresluft reicht, spielt bei den beschriebenen Mustergarten eine wichtige Rolle.

  • Cottage-Gärten: Nostalgisches Flair durch üppige Blumenpracht und dicht bepflanzte Beete.
    • Ein kleiner, traditioneller Carten
    • Ein familiengerechter Cottage-Garten
    • Ein kleiner Stadtgarten
  • Gemüsegärten: Ausgewogene Balance zwischen Ziergarten und Nutzgarten.
    • Ein klassischer Gemüsegarten
    • Ein Nutz- und Ziergarten
  • Gärten zum Entspannen: Pflegeleichte Gärten zum Regenerieren nach harten Arbeitstagen.
    • Ein kleiner Stadtgarten
    • Ein großer, frei gestalteter Garten
    • Ein großer Garten in warmem Klima
  • Familiengärten: Kinderfreundliche Mehrzweckgärten
    • Ein Mehrzweckgarten auf kleinem Raum
    • Ein großer Garten für kleines Budget
  • Behindertengerechte Gärten: Barrierearme und erlebnisreiche Gärten für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Lernbehinderung und blinde Menschen.
    • Ein kleiner Garten für Rollstuhlfahrer
    • Ein Garten für alle Sinne
    • Ein Garten für Sehbehinderte und Blinde
  • Gärten für Pflanzenliebhaber: In diesen Gärten dreht sich alles um üppige und vielfältige Bepflanzung.
    • Ein kleiner Garten für Schnitt- und Trockenblumen
    • Ein Blattschmuckgarten
    • Ein ganzjährig interessanter Garten
  • Wassergärten: Naturteiche und Wasserläufe im Garten.
    • Ein Garten auf mehreren Ebenen
    • Ein Garten mit Bachlauf
  • Gärten im japanischen Stil: Diese Gärten greifen japanische Stilelemente auf und verbinden diese mit den Anforderungen an europäische Bedürfnisse an einen Garten.
    • Ein Garten der Kontemplation
    • Ein Familiengarten im japanischen Stil
  • Geschützte Gärten: Manchmal soll ein sehr beengter Raum offener gestaltet werden und manchmal soll ein sehr offener Garten ausreichend Sichtschutz erhalten.
    • Ein schmaler Garten zwischen Mauern
    • Ein Garten mit Privatsphäre
    • Ein kleiner Hofgarten
  • Formale Gärten: Formale Elemente und Symmetrie bringen geordnete Strukturen und wilde Natur in Verbindung.
    • Ein formaler Garten – modern umgesetzt
    • Ein einfacher geometrischer Garten
  • Gärten an der Küste: Gärten an der Meeresküste brauchen Schutz vor Wind und salziger Gischt.
    • Ein großer Garten im Seewind
    • Ein kleiner geschützter Garten
    • Ein kleiner, pflegeleichter Garten in warmem Klima
  • Naturnahe Gärten: Ein naturnaher Garten lässt zumindest an einigen Stellen auch der Natur freien Lauf um Nützlingen und seltenen Pflanzen einen Raum zu geben. Auch die Wahl der Pflanzen legt den Fokus auf heimische Gewächse.
    • Ein naturnaher Familiengarten
    • Ein Naturgarten
  • Waldgärten: Alten Baumbestand nutzen oder neue Bäume pflanzen – in diesem Kapitel wird mit Vorurteilen zum angeblich düsteren Waldgarten aufgeräumt.
    • Ein kleiner Garten mit Baumbestand
    • Ein geplanter Waldgarten
  • Vorgärten: Optimale Nutzung der repräsentativen Vorzeigegärten, die durch Wege und Garageneinfahrten durchbrochen werden.
    • Ein winziger, pflegeleichter Vorgarten
    • Vorgarten mit Einfahrt
  • Dachgärten: Flachdächer und Terrassen ideal nutzen.
    • Ein kleiner Garten mit geringem Gewicht
    • Terrassengarten auf dem Dach

Inhaltsbeschreibung: Das ultimative Buch der Gartengestaltung

Strukturelemente

In diesem Kapitel dreht sich alles um typische Garten-Stilelemente. Allgemeine Texte, Zeichnungen, Fotos und einfache Konstruktions-Skizzen verdeutlichen, worum es geht und wie die Elemente eingesetzt werden können. Folgende Elemente werden in unterschiedlichen Versionen im Buch genauer vorgestellt:

  • Bäche, Teiche, Wasserspiele
  • Steingärten
  • Pergolen, Tore und Bögen
  • Gartenhäuser, begrünte und offene Lauben
  • Terrassen und gepflasterte Flächen
  • Stufen, Hänge und Niveauunterschiede
  • Mauern und Zäune
  • Rankgitter und Sichtschutz
  • Beete und Rabatten
  • Kräutergärten
  • Töpfe und Köbel

 

Stilelement: Beet

Pflanzenverzeichnis

Egal ob Nutzpflanze oder bloßes Stilelement, Pflanzen sind das wichtigste Element eines Gartens. In diesem Kapitel werden ein paar wenige Pflanzen gegliedert in Stauden, Zwiebeln und Knollen, Sträucher, Kletterpflanzen, Gräser und Bambus und Bäume vorgestellt und sehr kurz beschrieben. Ein kurzer Text befasst sich auch mit der richtigen Pflanzenwahl.

Der Autor: Tim Newbury

Tim Newburys erstes Buch war 1995 »The Ultimate Garden Designer«, also die erste Ausgabe des hier beschriebenen Buches. Inzwischen folgten weitere Ausgaben und mehrere andere Gartenbücher. Der selbstständige Landschaftsgärtner führt ein Bauunternehmen, das in Großbritannien und Irland Aufträge ausführt. Newbury wurde mit der Gestaltung mehrerer Gärten auf der Chelsea Flower Show beauftragt, die unter anderem auch vier Goldmedaillen gewannen.

Unser Fazit zum Buch »Das ultimative Buch der Gartengestaltung«

Da sich das Buch in drei Hauptkapitel gliedert, will ich mein Fazit zuerst zu diesen Kapiteln ziehen:

Die drei Hauptkapitel

Die Mustergärten sind das zentrale Element dieses Buches und die wundervollen Zeichnungen laden dazu ein, durch das Buch zu schmökern und sich Ideen zu holen. Dem Titel-Versprechen „ultimatives Buch“ wird dieses Kapitel aber noch nicht gerecht – das würde noch mehr Details und Mustergärten erfordern. Ignoriert man aber den Titel, so ist der Umfang bereits sehr umfangreich und deckt viele verschiedene Lösungsansätze ab. Mir fehlen auf jeden Fall noch Mustergärten, die in Großbritannien vermutlich selten vorkommen, wie zum Beispiel Gärten am Hang, Terrassengärten und Gärten im Gebirge. Auch die Themen Wildschutz oder auch Gärten für viele oder wenige Sonnenstunden sollten noch aufgegriffen werden.

Unter den genannten Pflanzen finden sich leider zahlreiche Hybride. Wir haben uns die Pflanzenliste durchgesehen und fanden auch einige Pflanzen, die zumindest in unserem Garten keine Chance hätten, den nächsten Winter zu überleben, da sie zum Beispiel Temperaturen unter -5°C nicht überleben würden – bei uns sind sie also nicht Winterhart. Das sind wir aus britischen Büchern natürlich gewohnt, da dort die Winter üblicherweise sehr mild ausfallen. Bei einer deutschen Übersetzung hätten wir uns aber eine andere Pflanzenwahl, oder gesonderte Hinweise gewünscht.

Vosicht Giftig: Zum Beispiel Ilex, Fingerhut oder kleines Immergrün – diese Pflanzen sind giftig – werden dennoch als Pflanzen für Familiengärten empfohlen. Gerade hier sollte ein Autor darauf achten, alle Gefahren für Kinder zu reduzieren. Stattdessen wurde bei der Planung scheinbar eher auf einen Rasen zum Fußballspielen geachtet. Zumindest eine Warnung bei giftigen Pflanzen wäre also für unerfahrenere Leser wichtig.

Das uns so wichtige Thema „Naturgarten“ wird leider nur in zwei Mustergärten beschrieben. Ansonsten wird das Thema eher ignoriert. Wünschenswert wäre hier natürlich, dass der Autor dieses wichtige Thema nicht mehr nur als Besonderheit für einige wenige Gärten, sondern als ein Muss für alle Gärten ansieht. Üblicherweise neigen Naturgärtner aus unserer Erfahrung auch immer dazu, sich mit Selbstversorgung zu beschäftigen. Umso mehr überrascht es uns, dass keiner der vorgestellten Naturgärten einen Gemüsegarten und Obstgarten enthält.

Auch das Kapitel mit den Strukturelementen bietet bereits viele Tipps und Ideen, es würde uns aber freuen, wenn dieses Kapitel in kommenden Ausgaben noch erweitert würde. Mir fehlen hier Gestaltungs- und Strukturelemente wie zum Beispiel Mobiliar, Sonnenschutz, gemauerte Öfen, Komposter, Hochbeete oder Dekor. Auch die bestehenden Strukturelemente würden noch Erweiterungen vertragen

Das kurze Pflanzen-Kapitel besteht lediglich aus einer Aufzählung von einigen wenigen Pflanzen. Es erscheint uns in der aktuellen Fassung absolut unnötig, da es nicht im Ansatz vollständig ist, oder irgend einen anderen Zweck erfüllt. Sinnvoller wäre hier die Vorstellung der Pflanzentypen selbst sowie von verschiedenen Bepflanzungs-Möglichkeiten wie zum Beispiel „Mixed Border“ etc.

 

Pflanzen-Register

Buchempfehlung und Kritik

Ich hoffe sehr, dass der Autor bereits eifrig an einer neuen Auflage des Werks arbeitet und das Buch nächstes Mal bereits doppelt so dick sein wird. Noch ist es nicht »das ultimative Buch der Gartengestaltung«, aber ich hoffe sehr, dass es sich in diese Richtung entwickeln wird. Bereits jetzt kann ich es euch aber schon empfehlen!

Die Pflanzenvorschläge sollte man jedoch ignorieren, da man hier hauptsächlich auf heimische und für unser Klima passende Pflanzen setzen sollte. Ebenso sollte man immer im Hintergrund behalten, dass es sich um ein englisches Buch handelt und deshalb viele Angaben nur auf britisches Klima passen. Statt gewöhnlicher Ziegel sollte man bei uns im Außenbereich nur Klinker-Ziegel verwenden, winterharte Pflanzen sollten zumindest in unserem Garten mindestens -25°C anstatt nur -5°C aushalten können, usw.

Für Garten-Neulinge und für Garten-Liebhaber kann das Buch nützliche Gestaltungs-Ideen liefern. Es eignet sich prima als Ausgangspunkt für die eigene Gartenplanung, egal ob man bereits Erfahrung darin hat oder nicht. Das Buch wurde wirklich liebevoll gestaltet und durchdacht gegliedert. Es wird dem Titel zwar nicht gerecht, aber abgesehen davon liebe ich es bereits jetzt schon alleine wegen der schönen Zeichnungen. Seit wir es besitzen, habe ich schon öfters darin geschmökert.

Unser Fazit im Kurzen

Auch wenn ich das Buch keineswegs uneingeschränkt empfehlen kann, so gebe ich dennoch eine Kaufempfehlung. Man darf sich aufgrund des Titels nicht zuviel erwarten und muss immer bedenken, dass wir bei uns kein englisches Klima haben. Wer das alles berücksichtigt, der wird dieses Buch aber gerne in die eigene Büchersammlung aufnehmen und es sicherlich weit mehr als nur einmal durchblättern.

Das ultimative Buch der Gartengestaltung
Callwey Verlag (Callwey Shop)
ISBN: 978-3-7667-1830-3

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Tim Newbury: Das ultimative Buch der Gartengestaltung