Eine Gottesanbeterin im Garten

Fangschrecken mit ihrer erstaunlichen Fähigkeit zur Mimikry sind unglaublich faszinierend. Einige sehen aus wie dürre Äste, Blätter oder sogar Blüten. Europäische Gottesanbeterinnen sind die einzigen Vertreterinnen dieser Tier-Ordnung in Mitteleuropa. Dass man nur sehr selten eine Gottesanbeterin in der Natur entdeckt, liegt nicht nur an ihrer ausgezeichneten Tarnung, sondern auch daran, dass sie sehr selten geworden sind. Die Fangschrecken stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Fangschrecke als Sommertourist in unseren Gärten

In Österreich, der Schweiz und in Deutschland sind Europäische Gottesanbeterinnen (Mantis religiosa) meist nur vereinzelte Sommertouristen. Die Tiere finden sich üblicherweise besonders im Mittelmeerraum. Durch den Klimawandel werden sie aber auch langsam bei uns heimisch, wie zum Beispiel in Kärnten. Gottesanbeterinnen lieben Trockenheit und Wärme. Kärntens Magerwiesen sind zu einem begehrten Lebensraum geworden.

Wir haben im Garten zuvor noch keine Gottesanbeterin gesehen. Da die Sommer aber immer heißer werden, könnten die Begegnungen vielleicht häufiger werden. Auch dieses Exemplar verstand es, sich ausgezeichnet zu tarnen, weshalb wir das Insekt beinahe nicht entdeckt hätten.

Gottesanbeterinnen sind Meister der Tarnung

Europäische Gottesanbeterinnen sind recht große Insekten. Männchen erreichen eine Körperlänge von 6 Zentimetern, Weibchen werden maximal 7,5 Zentimeter lang. Mystisch und etwas gruslig sehen die Lauerjäger mit ihren, wie zum Beten gefalteten Vorderbeinen schon aus, aber Angst braucht man vor ihnen dennoch nicht haben. Gefährlich sind Gottesanbeterinnen lediglich für andere Insekten.

Die Insekten tarnen sich einerseits durch ihre Färbung, die von Grasgrün bis zu Brauntönen verläuft. Mit jeder Häutung kann eine Gottesanbeterin eine neue Farbvariante annehmen, die ihrer Umgebung am ehesten entspricht.

Für die Jagd verharren Gottesanbeterinnen lange Zeit regungslos und mit gespannten und nach oben gefalteten Fangbeinen. Dabei halten sie sich am liebsten im Pflanzendickicht auf, da sie dort besonders gut getarnt sind. Rundum haben die Insekten immer alles perfekt im Blick. Nur Gottesanbeterinnen können, mit Ausnahme zweier anderer Insekten (der Kamelhalsfliege und der Fanghafte) ihren Kopf um 180 Grad drehen. Krabbelt oder fliegt ahnungslose Beute vor die Gottesanbeterin, lässt diese ihre Fangbeine blitzschnell nach vorne schnellen um ihr Opfer zu packen.

Gefressen werden allerhand Insekten von Ameisen bis zur Heuschrecke und Spinnentiere. Bei Nahrungsmangel wird nach der Paarung auch schon mal das Männchen gefressen.

Eiablage im Herbst

Jetzt im Spätsommer und später im Herbst sind auch die Männchen der Gottesanbeterin unterwegs. Nach der Begattung legt die weibliche Gottesanbeterin ihre Eier in einer sogenannten Oothek an Blättern oder Halmen ab. Die Oothek ist eine Schaummasse mit 100 bis 200 Eiern, die am Ablageort erhärtet. Während die erwachsenen Tiere durch die Kälte von Spätherbst und Winter verenden, überwintern die Embryonen in der schützenden Oothek, aus der sie im kommenden Frühjahr schlüpfen.