Zimmerpflanzen und trockene Raumluft

Wir sind stolze Eigentümer einer Zentrallüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einer Fußbodenheizung. Einerseits hilft diese Kombination im Winter beim Energiesparen, andererseits führt die Wohnraumlüftung auch automatisch zu einer sehr trockenen Raumluft übers gesamte Jahr − ganz so, wie es in den meisten Haushalten zumindest während der kalten Jahreszeit ist.

Wir Menschen leiden bei trockener Luft unter ausgetrockneter Haut, gereizten Schleimhäuten und trockenen Augen. So funktionieren unsere Abwehrsysteme nicht mehr gut und Erkältungen werden begünstigt. Auch Pflanzen leiden unter trockener Raumluft. Sie verlieren Blätter und Läuse sowie Milben haben leichtes Spiel. Wir Menschen können uns selbst helfen, unsere Pflanzen können sich aber nicht selbst retten.

Damit unsere Zimmerpflanzen trockene Raumluft unbeschadet überstehen, haben wir einige Tipps für euch zusammengefasst.

Trockene Raumluft

Ich habe vor einigen Jahren bereits einen ausführlichen Artikel zur Luftfeuchtigkeit sowie über Zimmerpflanzen im Winter zusammengefasst. An diese Artikel will ich nun anknüpfen.

Wie bereits beschrieben, besitzen wir nun eine Kontrollierte Wohnraumlüftung (Zentrallüftungsanlage). So wird laufend ausreichend Frischluft in alle Zimmer geleitet, so dass eine ausgewogene Zirkulation entsteht. Der abgesaugten Luft wird Wärme entzogen, mit der über einen Wärmetauscher die zugeführte Luft gewärmt wird. Da der angesaugten Luft zwar die Wärme der Abluft zugeführt wird, aber nicht deren Feuchtigkeit, wird die Luft im Raum stark ausgetrocknet. Nur wenige Anlagen verfügen auch über eine Feuchte-Rückgewinnung oder einen integrierten Luftbefeuchter.

Einblatt

 

Zehn Tipps für mehr Luftfeuchte

Die meisten unserer typischen Zimmerpflanzen stammen aus tropischen oder subtropischen Regionen. Das bedeutet, dass ihre natürliche Umgebung oft die Strauch- oder Krautschicht aus nebligen Wäldern mit hoher Luftfeuchte ist, aber auch heimische Pflanzen wie Efeu wächst ursprünglich in Wäldern, in denen die Luftfeuchte von Natur aus erhöht ist. Für diese Pflanzen ist eine Relative Feuchte ab 80 Prozent angemessen − unsere Wohnungen sind mit ca. 20-50 Prozent Relativer Feuchte im Gegensatz dazu viel zu trocken.

Auch Menschen und Haustiere benötigen höhere Luftfeuchte, da ausgetrocknete Schleimhäute, Haut und Augen Krankheiten leichtes Spiel bereiten. Es liegt also im Interesse aller Lebewesen in der Wohnung, die Luftfeuchte zu erhöhen. Luftbefeuchter sind eine Möglichkeit, aber elektrische Geräte sollten nicht rund um die Uhr laufen. Wie können wir unseren Pflanzen also ohne Luftbefeuchter Gutes tun?

1. Hygrometer aufstellen

Bevor man an einer besseren Relativen Luftfeuchte arbeitet, sollte man sich ein Messgerät zulegen um diese auch kontrollieren zu können. Natürlich gibt es qualitativ bessere oder schlechtere Hygrometer, aber für die einfache Kontrolle der Feuchte reicht meist ein einfaches Gerät, wie man es bereits in vielen Funkweckern und Wetterstationen vom Discounter findet. Viele wissen gar nicht, dass sie bereits einen Hygrometer in einem Gerät integriert haben. Sogar ein paar Smartphones wie das Galaxy S4 oder das Galaxy Note 3 von Samsung verfügen über integrierte Temperatur- und Feuchtigkeits-Sensoren.

2. Regelmäßiges Lüften

Trotz Wohnraumlüftung empfehle ich dennoch zumindest hin und wieder durchs Fenster zu lüften, denn die Außenluft bringt Feuchte in die Wohnung, die die Lüftungsanlage der angesogenen Luft ansonsten entzieht. Ohne Wohnraumlüftung ist das regelmäßige Lüften durchs Fenster ohnehin Pflicht. In den Wintermonaten ist die Frischluft leider ebenfalls sehr trocken, da die Relative Feuchte beim erwärmen der Luft stark abfällt.

Im Winter sollte man Stoßlüften − also die Fenster immer wieder einmal komplett öffnen und für einen raschen Luftaustausch sorgen, anstatt den Fensterspalt lange geöffnet zu lassen.

3. Weniger Heizen

Je kühler die Raumluft ist, desto einfacher kann man eine hohe Relative Luftfeuchtigkeit erzielen. Idealerweise sollte die Raumluft auch auf einem konstanten Niveau gehalten werden. So lässt sich ebenfalls der Feuchtigkeitsgehalt bewahren.

4. Pflanzen in Gruppen aufstellen

Pflanzen, die in Gruppen aufgestellt wurden erzeugen ihr eigenes Mikroklima. Die Luftfeuchte zwischen den Pflanzen steigt merklich an und somit geht es Pflanzen in Gesellschaft meist besser als Pflanzen, die einsam im Raum stehen. Pflanzen mit ähnlichen Anforderungen sollten in eigenen Gruppen aufgestellt werden − also ein Kaktus zu anderen Kakteen oder auch zu Sukkulenten und Einblätter zu anderen ihrer Art.

5. Hydrokulturen erhöhen die Luftfeuchte

Erdkulturen haben den Nachteil, dass es leicht zu Staunässe kommen kann und man sehr schwer die Kontrolle über die Wassergabe behält. Bei Erdkulturen sollte man daher immer eine Kombination aus Innen- und Übertopf benutzen. Hydrokulturen haben den klaren Vorteil, dass sich über die Wasserstandsmesser die Wassergabe exakt prüfen lässt und auch Wasservorräte lange vorhalten ohne dass es zu Staunässe kommt. Gleichzeitig wird über die Tonkügelchen oder das Tongranulat langsam und konstant Feuchtigkeit abgegeben.

6. Sprühflasche bereit halten

Pflanzen danken es einem besonders bei sehr trockener Raumluft, wenn man sie mit einer Sprühflasche immer wieder einmal einnebelt. Das Wasser der Flasche sollte Zimmerwarm sein und man sollte sich zuvor erkundigen, welche der Zimmerpflanzen kein direktes Besprühen vertragen. Einige Palmenarten sowie viele Pflanzen mit behaarten Blättern wie Usambaraveilchen sind keine Freunde von Sprühnebel, das das Wasser hier nicht abläuft und es rasch zu Erkrankungen oder Pilzbefall kommt.

7. Verdunster aufstellen

Bereits eine einfache Schale mit Wasser ist ein Verdunster. Effektiver wird die Sache durch Steine in der Schale und noch effektiver wird es mit Ton-Kügelchen, die das Wasser aufsaugen und über die vergrößerte Oberfläche rascher an die Luft abgeben können. Wichtig bei Verdunstern ist, darauf zu achten, dass sie nicht zur Brutstätte von Keimen verkommen. Daher muss man Verdunster regelmäßig ausleeren, waschen und eine Zeit lang abtrocknen lassen. In unserem Artikel „Harte Winterzeit für Zimmerpflanzen“ zeigen wir auch, wie man einen Übertopf gleichzeitig als versteckten Verdunster nutzen kann.

8. Pflanzen unter Glas

Nicht nur Tiere kann man in Terrarien halten, auch viele Pflanzen fühlen sich im Mini-Klima dieses Glaskastens wohler. Aufgrund des begrenzten Raums reichert sich die Luft im Terrarium oder unter einer Glasglocke rascher mit Feuchtigkeit an. Die Pflanzen erzeugen sich ihren eigenen Regenwald im Mini-Format.

9. Wasserdampf nutzen

Manchmal entsteht Wasserdampf einfach nebenher, zum Beispiel wenn wir duschen oder wenn wir Wäsche zum Trocknen aufhängen. Wenn die Raumluft zu trocken ist, so wäre es doch schade, das wertvolle Nass einfach abzusaugen oder nach Draußen zu lüften. Beim Duschen kann man einfach die Badezimmertüre offen lassen und Wäsche kann man in der Wohnung aufhängen.

10. Zuhause trainieren

Ein vielleicht etwas kurioser Rat zum Schluss: Wer daheim trainiert schwitzt auch daheim und erhöht so gleich doppelt die Luftfeuchte: Einerseits durch erhöhte Transpiration und Atemluft, andererseits durch das Duschen im Anschluss.

Zimmerpflanzen

 

Fußbodenheizung

Neben der Kontrollierten Wohnraumlüftung besitzen wir auch eine Fußbodenheizung. Fußbodenheizungen verteilen die Wärmezufuhr recht gleichmäßig über den gesamten Raum. Dadurch gibt es keine derart starke Bildung von Wärme- und Kältezonen im Wohnraum, wie das bei vereinzelten Heizkörpern der Fall ist.

Wenn die Fußbodenheizung wie bei uns nur selten eingeschalten ist und der Boden nicht zusehr aufgeheizt wird, so stellt das für Zimmerpflanzen eher kein Problem dar. Heizt man aber gerne etwas mehr und lässt die Fußbodenheizung daher länger an, so kann das den Pflanzen schaden. Wasser aus Übertopf oder Hydrokultur verdunstet rascher, Sauerstoff perlt aus und Salze reichern sich an. In diesem Fall sollte man Zimmerpflanzen daher etwas höher stellen.

Da Fußbodenheizungen meist moderat und gleichmäßig heizen, freuen sich besonders Zimmerpflanzen mit tropischer oder subtropischer Herkunft − also wohl die meisten Zimmerpflanzen. Liest man sich die Unterhaltungen in Internetforen durch, so erkennt man rasch, dass sich viele Pflanzen in Kombination mit Fußbodenheizung wohl fühlen dürften.