Warum werden meine Tulpen von Jahr zu Jahr kleiner oder verschwinden?

Vor kurzem wurden wir gefragt: „Warum werden von Jahr zu Jahr meine Tulpen kleiner? Manche kommen sogar gar nicht wieder!“. Bisher haben wir in unserem Garten dieses Problem noch nicht bemerkt, weshalb wir selbst erstmal recherchieren mussten.

Wir haben bereits einen Artikel über Tulpen verfasst, haben darin aber noch kein Wort über die Herkunft dieser Pflanze verloren. Ihre Ursprünge hat die Garten-Tulpe in der Türkei, aus der sie im 16. Jahrhundert nach Europa kam. Charles de l’Écluse brachte neben Erdapfel/Kartoffel (1588), Kaiserkrone und Rosskastanie (1576) auch die Tulpe (1573) nach Wien. Tulpen gehören zur Familie der Liliengewächse und stammen von den Wildtulpen ab. Erst durch 400 Jahre der Züchtung ergaben sich die zahlreichen, hochgewachsenen Pflanzen mit ihren auffällig gefärbten Blüten.

Liegt darin also die Antwort auf die Frage? Entwickeln sich die Tulpen nach und nach in ihre Urform zurück?

 

Rote und weiße Tulpen

Garten-Tulpen und der Jahreskreis

Tulpen bevorzugen anhaltend kalte Winter, lange und kühle Frühlinge und trockene Sommer. In Regionen mit diesem Klima pflanzt man die Tulpenzwiebeln üblicherweise 10 bis 20 Zentimeter tief (je nach Tulpen-Sorte). In unseren Landen (zB. Österreich, Deutschland, Schweiz) haben wir jedoch kein derartiges Klima. So kann es vorkommen, dass die Tulpen Jahr für Jahr an Kraft verlieren, immer kümmerlicher wachsen und blühen und irgendwann vielleicht komplett verkümmern.

Es handelt sich also nicht um Rückentwicklung in die Urform. Bei unseren Recherchen haben wir noch viele andere, teils sehr abenteuerliche Vermutungen gelesen. Die Antwort lautet aber schlichtweg: Nicht in jeder Region herrschen ideale klimatische Verhältnisse für Garten-Tulpen.

Die Zwiebel sollten zum Schutz vor heißen bis wechselhaften Sommern besser etwas tiefer (ca. 30cm tief) gepflanzt werden. Die Pflanzen sollen so angeregt werden, eine große, blühende Zwiebel auszubilden, anstatt vieler kleiner, nicht blühender. Damit es die Tulpenzwiebel im Winter anständig Kühl haben (Vernalisation) kann man die Zwiebel im Frühsommer, wenn sich Blätter und Stiele gelblich färben, mit einer Grabegabel vorsichtig ausheben. Dann schlägt man die Tulpenzwiebel in höher gelegenen Erdschichten ein bewahrt die gesäuberten Zwiebel vor Nagern geschützt im Gartenschuppen auf, damit diese die Kälte des Winters zu spüren bekommen, aber nicht auffrieren.

Weiße und Gelbe Tulpen

Rote und Gelbe Tulpen

Eine weitere Frage war, weshalb rosafarbene oder bunt gestreifte Tulpen über die Jahre immer mehr ins Gelbe oder Rote schlagen. Das liegt daran, dass es sich höchst wahrscheinlich um Darwin-Hybride, einer Kreuzung aus Darwin-Tulpen und  Fosteriana Tulpen handelt. Da Hybride oft recht empfindlich sein können, werden über die Jahre die Hybrid-Zwiebel immer weniger. Bei den Brutzwiebeln setzt sich hingegen das dominante Erbgut der Vorfahren durch und das kommt von roten und gelben Tulpen. Diese sind üblicherweise auch viel widerstandsfähiger.

Wühlmäuse und Staunässe

Auch Wühlmäuse und Staunässe setzen den Tulpenzwiebeln zu, weshalb so manche Blume im Frühjahr nicht mehr aus dem Boden sprießt. Mehr zu diesen beiden Problemen haben wir in unserem Artikel Tulpen: »bunte Pracht für gute Laune im Frühjahr« zusammengefasst.