Buchvorstellung: Homöopathie für Pflanzen

Homöopathie ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die auf den Überzeugungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann gründet. Dieser veröffentlichte seine Grundannahme vom Ähnlichkeitsprinzip, „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“, ab 1796. Bei der Herstellung der homöopathischen Präparate werden die eigendlichen Substanzen in extrem hohem Maße mit Wasser oder Ethanol verdünnt bzw. mit Milchzucker vermengt. Die ursprünglich oft giftigen Substanzen sind nach dieser „Potenzierung“ oft gar nicht mehr im Präparat nachweisbar. Hahnemann nahm an, dass durch dieses Verfahren die „im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft“ zu wirken beginne.

Trotz oder gerade wegen dieser sehr esoterischen Herangehensweise erlebt die Homöopathie zur Zeit einen noch nie dagewesenen Boom, der spätestens seit der ersten Veröffentlichung des Buchs „Homöopathie für Pflanzen“ von Christiane Maute im Jahr 2011 auch vor dem Blumenbeet keinen Halt mehr macht. Inzwischen liegt die bereits 9. Auflage auf unserem Tisch und wir haben sie uns angesehen.

Pflanzen mit geistiger Pflanzenkraft heilen?

Ich gebe es offen zu: Ich stehe der Homöopathie sehr skeptisch gegenüber. Auch ich habe bereits Globuli und homöopathische Tropfen während meiner Schulzeit bekommen und hatte damals sogar einige Sitzungen bei einer Homöopathin. Ich kann nicht sagen, ob es gewirkt hat oder nicht. Die Homöopathin ist mir dennoch in starker Erinnerung geblieben, da sie auch Allgemeinmedizinerin war und beide Welten miteinander verband. Dadurch war sie die erste Ärztin, die sich wirklich viel Zeit für mich nahm und auch unkonventionelle Wege nicht ausschloss.

Als wir zum ersten Mal von Homöopathie für Pflanzen hörten, taten wir das Thema rasch mit einem Lächeln ab und legten es als Kuriosum beiseite. Nachdem das Thema in den letzten Jahren aber immer öfter an uns herangetragen wurde und wir schließlich sogar fertige homöopathische Präparate im Garten-Center sahen, kamen wir nicht umhin, uns doch noch für das Thema zu interessieren.

Pflanzen mit Homöopathie behandeln

Wir GartenGnome propagieren laufend den Verzicht auf chemische Dünge- und Spritzmittel. Alles, was dazu beiträgt, diese Gefahren aus Gärten und von Anbauflächen zu verbannen, ist uns recht. Dazu gehört natürlich auch die Homöopathie, ganz egal wie man nun über deren Wirksamkeit denken mag. Daher freuen uns auch Meldungen über Gärtner und Bauern, die statt Spritzmitteln, homöopathische Präparate einsetzen. Mit der Autorin Christiane Maute gehen wir daher konform, wenn sie in ihrem Buch schreibt: „Wichtig ist mir, dass unsere wunderschöne Welt in Zukunft vielleicht mit deutlich weniger chemischen Pflanzenschutzmitteln auskommt“.

Christiane Maute ist Heilpraktikerin und Homöopathin aus Friedrichshafen am Bodensee. Ihre Kenntnisse wandte sie zum ersten Mal auch an Pflanzen an, nachdem ihr beim Austopfen eines Rittersporns der Hauptstängel umknickte. Sie wendete das homöopathische Mittel „Arnica C 200“, das bei Stößen, Schlägen und Fall helfen soll an ihrem verletzten Rittersporn an. Schon am nächsten Morgen war die Pflanze laut Frau Maute wieder verheilt. Nachdem Sie weitere verletzte oder erkrankte Pflanzen mit Homöopathie behandelte und Erfolge verbuchte, wendete Sie die Mittel regelmäßig an und überzeugte auch andere von deren Wirksamkeit.

Wie Frau Maute schreibt: „Ungläubige zu bekehren, ist nicht einfach – unser Freund ‚beäugt‘ die komischen Kügelchen immer noch als etwas ‚Esoterisches‘ und glaubt, dass die Pflanze sich ganz sicher auch von alleine erholt hätte“.

Die Kapitel des Buches

Impressum des Buchs "Homöopathie für Pflanzen" von Christiane Maute.

Impressum des Buchs „Homöopathie für Pflanzen“ von Christiane Maute.

 

1. Grundlagen

Zuerst schildert Frau Christiane Maute, wie sie dazu kam, Pflanzen mit Homöopathie zu behandeln. Da nicht jeder Leser mit Homöopathie vertraut ist und man für die Anwendung im Garten die Planung der Behandlung selbst in Angriff nehmen muss, befasst sich das erste Kapitel danach mit den Prinzipien der Homöopathie sowie mit der Auswahl der richtigen Präparate.

Die Autorin erklärt, dass man keine Präparate nicht mischen sollte, wenn man kein erfahrener Homäopath ist. In den meisten Fällen werden Globuli zerrieben und mit Gießwasser vermengt. Benutzt werden dürfen nur Löffel aus Plastik, Porzellan oder Holz, da Metall eventuell die Wirkung des Arzneimittels stören könnten. Aus demselben Grund werden auch Gießkannen aus Plastik empfohlen, wenn man Wasser mit dem Präparat versetzt ausbringen will. Übergossen wird üblicherweise die gesamte Pflanze mitsamt Blattwerk bis zum Wurzelbereich. Bei Bäumen oder großen Pflanzen wie Bäumen ist das nicht möglich, weshalb man sich hier auf Stamm und Erdreich beschränkt. In seltenen Fällen wird auch eine löffelweise Gabe empfohlen. Nach der Anwendung gilt es, die Gießkanne mit klarem Wasser gut auszuspülen.

Gewarnt wird davor, das mit dem Präparat versetzte Gießwasser nicht an die eigene Haut oder an Mitmenschen und Haustiere gelangen zu lassen, da sonst eine sogenannte „Arzneimittelprüfung“ stattfinde.

Grundlagen-Kapitel des Buchs "Homöopathie für Pflanzen" von Christiane Maute.

Grundlagen-Kapitel des Buchs „Homöopathie für Pflanzen“ von Christiane Maute.

 

2. Schädlinge und ihre Schadbilder

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit tierischen Störenfrieden. Behandelt wird Befall durch folgende Tierchen:

  • Ameisen
  • Blattläuse
  • Buchsbaumzünsler
  • Dickmaulrüssler
  • Kartoffelkäfer
  • Lilienhähnchen
  • Schildläuse
  • Schmetterlingsraupen und -Falter (Eulenfalter-Larven, Kohlmotte oder Kohlschabe, Kohlweißling)
  • Spinnmilben
  • Weiße Fliegen
  • Wollläuse (Schmierläuse)
  • Schnecken

Beschrieben werden hier die Tiere (Insekten und Schnecken) selber, ihre Schadbilder, die Ursachen, herkömmliche biologische Mittel zur Bekämpfung sowie die homöopatische Behandlung und Vorbeugung. Dazu gibt es auch jedes Mal eine Auflistung der verschiedenen homöopatischen Präparate mit Hinweisen, bei welchem Schadbild es jeweils zur Anwendung kommt.

3. Krankheitserreger und ihre Schadbilder

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit bakteriellen und viralen Krankheitserregern, aber auch mit Pilzen. Behandelt werden folgende Erkrankungen:

  • Pilzerkrankungen
    • Birnengitterrost (Rosenkrankheit)
    • Braunfäule (Rostkrankheit)
    • Buchsbaumpilz
    • Kräusel-Krankheit
    • Krebserkrankung
    • Mehltau
    • Monilia-Fruchtfäule und Monilia-Spitzendürre
    • Sternrußtau
    • Tipps zu Rosen
    • Weiß- und Rotfleckenkrankheit
  • Bakterielle Erkrankungen
    • Blattflecken-Krankheit
    • Feuerbrand an Obstbäumen
  • Virale Erkrankungen

Auch hier werden die Schadbilder der Erkrankungen, die Ursachen, herkömmliche biologische Mittel zur Bekämpfung sowie die homöopatische Behandlung und Vorbeugung angeführt. Zu jeder Erkrankung findet man auch eine Auflistung der unterschiedlichen homöopatischen Präparate mit Hinweisen, für welches Schadbild es jeweils angewendet wird.

Detailseite zu Sternrußtau im Buch "Homöopathie für Pflanzen".

Detailseite zu Sternrußtau im Buch „Homöopathie für Pflanzen“.

 

4. Maßnahmen bei speziellen Krankheitszeichen

In diesem Kapitel werden diverse Schäden und deren Symptome bedingt durch diverse Umstände wie Witterung oder Kulturfehler behandelt. Auch wachstumsfördernde Maßnahmen bei Tomaten werden beschrieben. Begonnen wird mit der Deutung der Symptome (Riesenwuchs, Zwergwuchs, schwaches Wurzelwachstum, Verfärbung der Blätter, etc.) und der Diagnose der Krankheit bzw. des Schadens. Danach werden die einzelnen Schäden durch nicht-krankheitsbedingte Schäden (Frostschäden, Staunässe, Hitzeschäden, etc.) aufgeführt.

5. Arzneimittelbeschreibungen (Materia medica)

In diesem Kapitel werden die potenzierten Wirkstoffe in den homöopatischen Präparaten der Gartenapotheke kurz in Listenform angeführt. Handelt es sich um pflanzliche Wirkstoffe wie zum Beispiel Sturmhut oder Brechnuss, so finden sich auch Illustrationen der Pflanzen.

Anhang

Praktisch erweist sich die Modalitätentabelle, bei der man lediglich auf der linken Seite das Problem wählt und nach rechts hin das nötige homöopathische Präparat findet. Im Folgenden werden Behandlungsbeispiele beschrieben, die übliche Untersuchungen bis zur Wahl und Anwendung des Präparats zeigen. Will man regelmäßig mit Homäopathie im Garten arbeiten, so wird auch die Zusammenstellung einer Grundausstattung für die homöopathische Gartenapotheke sowie Zusammenstellungen für diverse Behandlungs-Sets wie Zimmerpflanzen-Set, Rosen-Set, Einsteiger-Set oder ein erweitertes Set erläutert.

Übungsbeispiel im Buch "Homöopathie für Pflanzen".

Übungsbeispiel im Buch „Homöopathie für Pflanzen“.

 

Meine Meinung zum Buch

Esoterik und Mutmaßen

Immer wieder findet man Halb- oder Pseudo-Wissen im Buch, was den esoterischen Charakter noch verstärkt.

So schreibt die Autorin beispielsweise: „In unserer Nachbarschaft befinden sich große Obstbaum-Plantagen, die z.T. sehr exzessiv gespritzt werden. Wir schauten uns die einzelnen Bienen genau an: Auffallend war, dass der braun-gelbe Pelz im Vergleich zu früher nicht mehr so seidig und glatt war. Die Bienen sahen ‚zerzaust‘ aus, sie schienen ‚abgemagert‘ und unterernährt“. Insektizide sind zwar auch für Bienen schädlich, weshalb wir GartenGnome sie nicht gut heißen können. Dennoch ist diese Darstellung so einfach nur falsch. Die Beobachtung des Bienen-Pelzes ist zwar richtig, allerdings liegt das daran, dass Arbeiterbienen erst im letzten Lebensabschnitt als Sammlerinnen arbeiten und zu diesem Zeitpunkt bereits an Stellen kahl oder zerzaust sind und auch bereits oftmals eingerissene Flügel haben (siehe „Das Leben einer Arbeitsbiene“). Abgemagert und ausgehungert können Bienen nie aussehen, da sie ein Exoskelett besitzen und daher ihre Größe und Form nicht verändern können, egal wie leer ihr Magen auch ist.

Eine weitere Behauptung im Buch: Unter den schädlichen Außeneinflüssen werden auch vermeintliche Schäden und Schwächungen durch Mobilfunk beschrieben. Laut Frau Maute sind vor allem Bäume, Tiere und Menschen betroffen: „Die Schäden an Bäumen durch Mobilfunk sind gravierend und deutlich sichtbar“. Die Autorin ist überzeugt davon, Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall breiten sich aufgrund der schädigenden Strahlung schnell aus.

Content Marketing?

Durchaus legitim ist zwar, dass man immer wieder darauf hingewiesen wird, dass man die homöopathischen Präparate und die vorgestellten Sets über den Webshop des Verlags beziehen kann, allerdings besteht dadurch meiner Meinung auch ein gravierender Interessenskonflikt. Es entsteht der Verdacht, dass es sich beim Buch um pures Content Marketing handelt, bei dem ein Problem geschaffen wird, dessen Lösung dem Autoren dann Geld in die Kasse spült.

Cover des Buchs: Homöopathie für Pflanzen von Christiane Maute.

Cover des Buchs: Homöopathie für Pflanzen von Christiane Maute.

 

Mein Fazit

Ich stehe dem Buch und dem Thema zwiegespalten gegenüber. Einerseits befürworten wir alles, was Pestizide und Düngemittel aus dem Chemielabor ins Aus verbannt. Andererseits stehe ich der Homöopathie äußerst kritisch gegenüber. In diesem Buch geht die Autorin mehrmals über die bloßen Lehren der Homöopathie hinaus und fügt zahlreiche Mutmaßungen hinzu, die ebenfalls sehr esoterisch wirken, und manchmal auch einfach nur falsch sind.

Dass man Pflanzen mit anderen Pflanzen schützen, pflegen und heilen kann ist jedem Gärtner bekannt. Vom Knoblauchsud bis Brennnesseljauche gibt es einige helfende Mittel, mit denen man im Garten arbeitet. Ob man aber mit homöopathisch verdünnten Pflanzenessenzen noch etwas erreichen kann, muss jeder für sich entscheiden. Wer es einmal versuchen will, dem ist mit dem hier vorgestellten Buch sicherlich weitergeholfen. Frei nach dem Motto „Hilfts nicht, schadets nicht“ kann man die im Buch beschriebenen Behandlungen einfach einmal ausprobieren. Meist benötigt man zur Behandlung genau ein Globuli-Präparat, das man auch über die Apotheke um die Ecke erstehen kann.

Abgesehen vom Inhalt: Die Aufbereitung des Themas ist gut gelungen und übersichtlich. So strukturiert fällt es leicht, sich im Buch zurecht zu finden. Einfache Lesbarkeit, gelungene Gliederung und Verweise, wo sie hingehören werden durch ein gut sichtbares Farbleitsystem abgerundet. Man findet sowohl ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis, als auch einen umfangreichen Glossar vor.

Wir testen Homöopathie vielleicht auch einmal in unserem Garten und wir würden uns über eure Meinungen und Berichte über eigene Erfahrungen mit Homöopathie im Garten in den Kommentaren unter diesem Artikel freuen!

Homöopathie für Pflanzen
Christiane Maute und Co-Autorin Cornelia Maute
Narayana Verlag
ISBN: 978-3-941706-42-2

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