Interneationale Gartenbaumesse Tulln 2016

Es ist nun über vier Jahre her, als wir das letzte Mal auf einer Gartenmesse waren. Das war auf der Messe „Blühendes Österreich“ in Wels. Diesmal wollten wir ein näheres Ziel besuchen, weshalb wir uns die „63. Internationale Gartenbaumesse Tulln 2016“ einmal näher angesehen haben.

Laut Veranstalter ist diese Gartenbaumesse auf mehr als 85.000m² Gesamtfläche, mit über 200.000 Blumen, rund 100.000 Besuchern und rund 530 Ausstellern aus zehn verschiedenen Nationen die größte Blumenschau dieser Art in Europa.

Ab in die Gartenbaumesse Tulln

Messen verbinde ich immer mit Menschenmassen, vielen Gratisproben, kostenlosen Kugelschreibern, Flyern und Ständen mit Gemüsehobeln oder Reinigungsmitteln. Bingo: Auch auf dieser Messe waren alle genannten Punkte vertreten. Wie ich in meinem Bericht über die Gartenmesse in Wels bereits erwähnte, fühlen sich Gärtner draußen in der Natur und abseits von Menschenmassen am wohlsten. Dennoch kommen jedes Jahr erneut solch große Menschenmassen nach Tulln. Wir wollten wissen, warum das so ist und haben uns daher dort umgesehen.

Die Anreise war in Ordnung, denn statt den Wegweisern zur Messe bzw. zu den Messeparkplätzen zu vertrauen, habe ich mich lieber meinem Navigationsgerät anvertraut. Das kann zwar auch oft ziemlich schief gehen – dieses Mal war es aber goldrichtig. Während Wegweiser zu den Messeparkplätzen bereits viele Kilometer vor dem Messegelände kreuz und quer in alle möglichen Richtungen wiesen, folgten wir der Rute direkt zum Messegelände. Wir waren zwar relativ früh da, allerdings waren die Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Messe bereits belegt. Die Einweiser leiteten uns auf einen Fußballplatz neben den Messehallen um, wo ich das Auto neben dem Fußballtor einparkte.

Nach kurzem Fußmarsch waren wir auch bereits beim Ost-Eingang der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln. Ich kenne das Messegelände in Wien mit seinen modernen Hallen. Das Messegelände in Tulln sieht dagegen leider stark veraltet aus. Alles wirkt eher provisorisch. Wir zeigten unsere Tickets und wurden links neben den Kassen durch die metallenen Absperrgitter geschickt. Der erste Anblick zeigte gleich eine Vielzahl an Zelten und Buden, von denen die meisten eines gemein hatten – das Thema „Garten“ wurde von den feilgebotenen Produkten meist nicht widergespiegelt. Ohne großes Interesse bogen wir also sofort in die nächste Halle (Halle 2) ab.

Messebesucher auf der Interneationalen Gartenbaumesse in Tulln 2016.

Hochglanzgemüse und Riesenzwerge auf Rollrasen

Aus dem grellen Sonnenlicht traten wir ein in eine düster beleuchtete, riesige Messehalle. In der Mitte der Halle 2 erstreckte sich eine unglaublich lange Installation, die wohl eine Festtafel mit aufgetürmtem Gemüse darstellen sollte. Auf langgezogenen Tischen, die eine Fläche mit hohen Blumen- und Gemüseskulpturen umfassten lag Rollrasen, auf dem sich wiederum Gemüse in Grüppchen auftürmte. Neben den Gemüsetürmen lagen in regelmäßigen abständen Kärtchen mit der Aufschrift „Nicht zum Verzehr geeignet“. Der Name dieser Sonderschau: „Tischlein deck dich“. Ob all das Gemüse nach der Gartenschau wohl im Abfall landen wird?

Gemüse-Festtafel auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016.

Gemüse-Festtafel

An den Wänden befanden sich Stände mit Lebensmitteln vom Kürbiskernöl bis zum veganen Würzpulver. Was haben diese Produkte mit Garten und Gärtnern zu tun? Noch schlimmer und leider typisch für österreichische Messen: Ein Stand mit Gemüsehobeln, Reiben und Gemüse-Schälwerkzeugen sowie ein Stand mit Mixern und Entsaftern in denen die Verkäufer wie im Teleshopping-Kanal ihre Produkte anpriesen.

Im Anschluss durchschritten wir eine Szenerie aus Rosengestecken, Hecken und Bäumchen und dazwischen riesengroße weiße Gartenzwerge die teils aufrecht standen und teils auf dem Rollrasen lagen.

Riesenzwerge auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016

Riesenzwerge

Die Florale Weltreise

Das Herzstück der Gartenbaumesse in Tulln in Halle 1 war dieses Jahr eine Schau von österreichischen Gärtnern und Floristen. Da die Halle ebenfalls nur düster beleuchtet war, mussten die Installationen mit Spots am Boden beleuchtet werden. Versucht wurde, die Kontinente mit Motiven aus Flora und Gartengestaltung darzustellen. Das gelang in manchen Fällen besser und in manchen Fällen schlechter.

Dschungel auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016.

Dschungel-Pfad

Besonders schön empfanden wir den Dschungelweg, der eine Mischung aller tropischer Regenwälder mitsamt Orchideen, Heliconien, Moos und Lianen sowie Pfützen mit Wasserlinsen darstellte. Ebenfalls sehenswert war der Japan-Teil mit Brücken und Häuschen aus rot angemaltem Holz.

Japan Garten auf der Interneationalen Gartenbaumesse in Tulln 2016.

Japan Garten

Folgende Motive gab es in der Messehalle 1 zu sehen: Australien, Chile, Peru, Mexiko, Alaska, China, Japan, Vietnam, Thailand, Afrika, Italien, New York, Las Vegas, Tropischer Regenwald, Südsee, Frankreich, Österreich, Spanien und Finnland.

Asia-Garten auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016.

Asia-Garten

Im Freien

Über das Freigelände schlenderten wir danach zu den übrigen Hallen. Im Freien fanden sich Verkaufsstände und Ausstellungsflächen von Gärtnereien mit Obstraritäten, Kräutern, Rosen und Heckenpflanzen. Stände mit allerhand Pflanzen, Gartengrillern, Metallbrunnen, überdachten Gartenbetten und Pferdeskulpturen aus Fundholz passten ebenfalls noch zum Thema „Garten“. Dazwischen wurde mit unzähligen Krimskrams-Ständen mit billigen China-Spielzeug, Pudelhauben mit Echtfell-Bommeln, Putzmitteln, Schmuck, erneut Gemüsehobel inklusive Teleshopping-Verkäufer und mehr aufgefüllt.

Pflanzenstände auf der Interneationalen Gartenbaumesse in Tulln 2016.

Pflanzenstände im Freigelände

Pflanzen auf Reisen und Pflanzen im Garten

Eine kleine Pflanzen-Schau in Halle 8, die von den Österreichischen Bundesgärten präsentiert wurde, hatte den Schwerpunkt „Pflanzen auf Reisen“. Dabei wurden ausgewählte Einzelstücke aus allen Erdteilen der ehemaligen kaiserlichen Pflanzensammlung gezeigt. Diese sollten den Besuchern die beschwerlichen Sammlungs- und Forschungsreisen des 18. und 19. Jahrhunderts nach Süd- und Mittelamerika näher bringen. Zu dieser Zeit reisten Aloe-Arten, Diefenbachien, Philodendren und viele weitere Pflanzen auf dem Seeweg nach Europa.

Sonderausstellung "Pflanzen auf Reisen" auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln in 2016.

Sonderausstellung „Pflanzen auf Reisen“

Gleich daneben beantwortete gerade der Fernseh-Gärtner Franz Gabesam Fragen rund um den Garten. Die Akkustik war leider so schlecht, dass man in den hinteren Reihen nahezu nichts mehr verstand. Das macht aber nichts, denn die Tipps konnten uns nicht unbedingt begeistern. Gegen Schildläuse wurde empfohlen, Blattglanzspray auf Paraffin-Basis zu verwenden. Das wirkt zwar gegen die Läuse, allerdings fixiert man Schmutz und versiegelt die Poren. Zusätzlich spült sich später das Paraffin in den Boden – keine gute Idee.

Fernseh-Gärtner Franz Gabesam auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016.

Fernseh-Gärtner Franz Gabesam

In Halle 4 fanden sich einige interessante Stände mit Kartoffel-Raritäten, seltenen Apfelsorten, allerhand Zitruspflanzen, Kakteen, Sukkulenten und mehr. Weniger Gartenbezug hatten Stände zur AMA (Agrar Markt Austria) sowie rund um Christbäume aus Österreich. Irritierenderweise hatte sich auch in diese Halle ein Gemüsehobel-Verkäufer geschummelt – gibt es da einen roten Faden?

Der ganze Rest

In allen übrigen Hallen fanden wir, wenns hochkommt etwa fünf Prozent Stände rund um das Thema „Pflanzen und Garten“. Blumenzwiebel, Saatgut, Gartenscheren und Holzmöbel gehörten zu diesen fünf Prozent. Der Rest wurde erneut aufgefüllt mit Produkten, die teils nicht einmal entfernt etwas mit dem Thema zu tun hatten: Nähmaschinen, Glückwunschkarten, Haushaltsreiniger, Klebestreifen, Bettzeug und sonstiger Kram. Perfekt abgerundet wurde der Kuddelmuddel erneut mit – ratet mal – mehreren Gemüsehobelständen!

Wir danken auch noch allen Herstellern von Gartengrillern, die diese bei etwa 30 Grad im Schatten auf voller Leistung im Freigelände befeuerten, so dass man annehmen musste, sich zwischen den Messehallen auf dem Vorhof zur Hölle zu bewegen. Anstatt hier gemütlich zu schlendern, beeilten wir uns lieber, um nicht knusprig gebacken zu werden.

Gemüsehobel-Verkäufer auf der Interneationalen Gartenbaumesse Tulln 2016.

Gemüsehobel-Verkäufer

Europas größte Blumenschau?

Wie definiert man den Begriff „Blumenschau“ und was macht eine solche Blumenschau zur größten in Europa? Wir können es eigentlich nicht ganz glauben. Seit wann sticht in dieser Hinsicht Österreich die Garten-Verrückten Briten aus? Sucht man auf Google nach „biggest flower show“ so erhält man das Ergebnis, dass die Flower Show in Hampton Court (London), die größte Blumenschau der Welt sei. Liegt es nun an der Definition oder werden hier Behauptungen aufgestellt?

Sieht man sich die Ausstellerliste durch, so findet man alleine acht Unternehmen mit 16 Ständen, die auf dem Messegelände Gemüsehobel feilboten. Wer zum Kuckuck braucht so viele Gemüsehobel? Auf dem riesigen Messegelände gab es laut Händlerliste lediglich sechs Händler für Saatgut und/oder Blumenzwiebeln. Es gab also mehr Stände alleine für Gemüsehobel als für Saatgut und Blumenzwiebeln.

Einige Teile der Messe waren durchaus interessant und es war auch das eine oder andere Schöne darunter. Dennoch gewinnen wir mit jedem Messebesuch einen stärkeren Eindruck, dass Gartenmessen in Österreich großteils eine Fassade für Ramschverkauf mit Jahrmarkt-Charakter darstellt. Wo sind all die Saatguthändler, wo sind die zahlreichen Pflanzenverkäufer und wie soll man all die gekauften Pflanzen zum Auto schaffen?

Es wäre toll, wenn sich die Messe-Veranstalter künftig auf das Grundthema besinnen würden, denn Garten und Gärtnern liegen absolut im Trend. Es gibt so viele Hersteller, so viele Experten und so viele Interessierte, die man hierfür gewinnen könnte. Vielleicht sind Messen aber auch nicht mehr zeitgemäß? Was sagt ihr dazu – wir würden uns über eure Kommentare freuen.