10.000 kostenlose Bio-Samenpäckchen mit etwa sieben Millionen Blumen-, Kräuter- und Gemüsesamen werden aktuell mit den Bio-Kisterln vom Biohof Adamah an Wiener Konsumentinnen und Konsumenten ausgeliefert oder liegen im Bio-Fachhandel auf. Zudem können die Päckchen aber auch kostenlos unter biodiversitaet@no-spam.bio-wissen.org mit der aktuellen Ausgabe der Bio-Fibel zum Schwerpunkt-Thema Biodiversität angefordert werden.
Saatgut für kahle Erdstellen in Wien
Das besondere an dieser Aktion ist für mich der begleitende Aufruf: Wien soll zur europäischen Hauptstadt der Biodiversität (biologische Vielfalt) werden – Also raus, Sackerl aufreißen und das Saatgut auf einer kahlen Erdstelle verteilen. Alternativ wird auch noch das Kisterl auf der Fensterbank vorgeschlagen. Unter den Samen findet sich zB. Saatgut für Schöngesicht, Akelei, Mauretanische Malve, Moschusmalve, Konrade, Kornblume und Lanzenrittersporn sowie Rucola, Blattsalat Pasha, Asiasalat Red Giant, Pak Choi, Mizuna, Grün im Schnee und Phacelia.
Wenn das nicht ein eindeutiger Ruf zum Guerilla-Gardening ist. Das Problem am nicht öffentlich gestatteten Ausbringen von Saatgut oder Einsetzen von Pflanzen ist, dass es mitunter von den Behörden als Sachbeschädigung geahndet werden könnte. In den meisten Städten Europas sieht die Polizei allerdings wohlwollend weg, da es sich bei derlei Aktionen im Endeffekt um gut gemeinte Kampagnen zur Verschönerung des Stadtbildes handelt. Wir werden im Laufe des Jahres sicherlich noch mehr zum Thema Guerilla-Gardening berichten und aufklären. Wurde der Pressebericht also nur missverständlich formuliert, wurde die Aktion von öffentlicher Seite genehmigt oder ist dies tatsächlich eine mutige Kampagne, die Grenzen ausloten will?
Doch mit der Aktion „Pflanz‘ mich!“ ist es noch nicht genug…
Gewinnen mit dem grünen Daumen
Wer Aussaat, Pflege, Wachstum und Pracht der ausgesäten Bio-Pflanzen mitten in der österreichischen Bundeshauptstadt mit dem Fotoapparat dokumentiert, der kann mit Glück auch einen Gutschein im Wert von 100 Euro für einen Urlaub in einem österreichischen Bio-Hotel gewinnen. Dazu einfach die Fotos bis zum 30.10.2010 an biodiversitaet@no-spam.bio-wissen.org einsenden.
Richtiges Saatgut für unser Klima?
Was auch verwundert ist, dass im Pressebericht vom Verlust der Sortenvielfalt die Rede ist. Dem entgegenzuwirken sollte auch unser aller Anliegen sein, dennoch gehören Pflanzen wie zB. Pak Choi gar nicht in unsere Klimazone und könnten daher vielleicht Probleme beim Gedeihen haben. Bei dieser Pflanze scheiden sich jedoch die Geister der Autoren. Mal wird der chinesische Senfkohl als geeignet für unser Klima beschrieben und mal als völlig ungeeignet. Auch Schöngesicht (Mädchenaugen) und Phacelia stammen ursprünglich aus Nordamerika. Tatsache ist in jedem Fall, dass es sich hier nicht um heimische Sorten handelt, die somit außerhalb der ursprünglichen Sortenvielfalt Österreichs stehen.
Anders verhält es sich beispielsweise mit der Kornrade. Diese ist tatsächlich eine einheimische Pflanze, die als gefärdet eingestuft wird. Vor einigen Jahren habe ich auch an einer Kampagne des Magazins „NÖ gestalten“ teilgenommen, bei der man Kornrade-Saatgut erhielt um diese seltene Pflanze wieder in der Natur heimisch zu machen.
Mehr Informationen zur Aktion „Pflanz‘ mich“ findet man im Pressebericht von FiBl – Forschungsinstitut für biologischen Landbau.
Nachtrag: Da haben wir den Salat
Nun haben wir das ReinSaat-Samenpäckchen erhalten – vielen Dank an dieser Stelle an FiBl Österreich. Irritierenderweise sind tatsächlich alle Samen unterschiedlichster Sorten in einem Päckchen vermischt. Auf nötige Abstände, Standort oder Erdtyp kann somit keine Rücksicht genommen werden, obwohl es sich hier um relativ unterschiedliche Pflanzen (Blumen, Kräuter und Gemüse) handelt. In unserer Packung fanden wir übrigens besonders viel Phacelia-Samen.
Auf der Rückseite des Päckchens findet man übrigens noch folgenden Hinweis: „Hinterlassen Sie im UN-Jahr der Biodiversität Ihre ganz persönlichen Spuren der Vielfalt! Säen Sie gemeinsam mit weiteren 9999 Wienerinnen und Wienern ein Stückchen bunte Vielfalt! Bringen sie mit diesem Bio-Saatgut Ihren Bezirk/Balkon zum Blühen. einfach Päckchen aufreißen, den Samen auf die Erde streuen, beobachten, ein wenig pflegen und Wien ein wertvolles Stück Bio-Vielfalt schenken. Bitte streuen Sie die Samen nicht in fremde Blumenbeete, Garten- und Parkanlagen.“
Wir werden die Samen mal in ein Blumenkistchen säen und beobachten, wie sich die Pflanzen so machen. Wir berichten sicherlich noch darüber…