Buchvorstellung: Blumenmalerinnen

Ich interessiere mich für Kunst und ich zeichne, male und illustriere selbst leidenschaftlich gerne. Verbunden mit meiner Liebe zu Garten und Pflanzen könnte man wohl sagen, dass mich das Buch »Blumenmalerinnen: Porträts besonderer Frauen und ihr Blick auf die Natur« besonders interessieren sollte. Ich muss aber gestehen, dass ich mir zu Beginn etwas schwer getan habe, mich dafür besonders zu interessieren. Bilder von Pflanzen finde ich schön und ich habe das Buch behandelt, wie ein Bilderbuch, ohne sonderlich auf den Text zu achten. Nach einmaligem durchblättern habe ich das Buch weggelegt und auch rasch einfach vergessen.

So oberflächlich behandle ich Bücher üblicherweise nicht, aber aus irgendeinem Grund weckte das Buch kein Interesse bei mir. So kommt es auch, dass ich erst jetzt über das Buch berichte, obwohl ich es bereits seit über einem Jahr besitze. Nun habe ich den Blumenmalerinnen eine zweite Chance gegeben: Ich habe das Buch gelesen. Was ich in den Texten entdeckte überraschte mich positiv.

Cover des Buchs "Blumenmalerinnen"

Ein Buch über Blumenmalerinnen

Eine Frage, die man sich wohl zuallererst stellt ist die Frage nach dem Beweggrund, der dieses Buch ins Leben gerufen hat. Warum gerade ein Buch über Frauen, die Blumen malen. Wo bleiben die Männer? Warum sollten mich Blumenmalerinnen interessieren? Sind Bilder von Pflanzen eigentlich Kunst? – Dieses Buch wirft viele Fragen auf, schaffte es aber zumindest bei mir nicht, mit diesen Fragestellungen genug Spannung aufzubauen um mich anfangs zum Lesen zu bewegen. Das wiederum ist sehr schade, denn diese Lektüre lohnt sich bei genauerer Betrachtung!

Tulpen-Scanogramme im Buch "Blumenmalerinnen"

Scanogramme von Tulpen der Künstlerin Luzia Simons.

Blumen zu malen war neben der Kunst, diese zu pressen und zu trocknen lange Zeit die einzige Möglichkeit, Pflanzen abzubilden und zu jeder Jahreszeit betrachten zu können. Aber selbst in der Zeit, in der jeder Fotos und Videoaufnahmen machen kann, üben Bilder von Pflanzen einen ganz eigenen Zauber aus.

Die Literaturwissenschaftlerin Renate Hücking ist die Autorin des Buchs »Blumenmalerinnen«. Im Buch stellt sie sieben Künstlerinnen der Vergangenheit und acht Künstlerinnen der Gegenwart vor. Einst mussten sich die Künstlerinnen gegen Männer behaupten, die diese Domäne  vom 16. bis ins 18. Jahrhundert von dominiert und bestimmt haben und zu allen Zeiten musste sich diese Kunstform der Kritik stellen, in Wahrheit gar keine richtige Kunst zu sein. In den 15 Portraits der Künstlerinnen werden die Geschichten dieser Frauen erzählt, die allen Hürden zum Trotz an ihrer Leidenschaft festgehalten haben:

Inhaltsverzeichnis im Buch "Blumenmalerinnen"

Inhaltsverzeichnis

  1. Claire Basler aus Frankreich komponiert träumerische Bilder von Blüten (Öl auf Leinwand).
  2. Luzia Simons aus Deutschland scannt plastische Tulpen-Arrangements mit einem A3-Scanner (Scanogramme).
  3. Rachel Ruysch (1664-1750) aus Holland malte Blumenstillleben (Öl auf Leinwand).
  4. Fiona Strickland aus Schottland malt welkende Blüten in Aquarelltechnik.
  5. Maria Sibylla Merian (1647–1717) aus Deutschland begeisterte sich für Raupen und Schmetterlinge auf tropischen Blüten (handkolorierte Kupferstiche).
  6. Rachel Pedder-Smith aus England malt Pflanzenteile in Aquarelltechnik. Ihre Vorlagen findet sie im Herbarium der Royal Botanical Gardens, Kew.
  7. Regula Dettwiler ist eine in Wien lebende Schweizerin malt Aquarelle von Kunst- und Plastikblumen.
  8. Sylvia Peter aus Deutschland malt Wiesenblumen und Samen in Aquarell (Gouache und Acryl).
  9. Margaret Mee (1909–1988) aus England fertigte Feldstudien sowie gewissenhafte Zeichnungen der Amazonas-Flora in Bleistift und Gouache an.
  10. Verena Redmann aus Deutschland beschäftigt sich mit Obst und Gemüse und hält die Früchte in penibel-genauen Farbstiftzeichnungen fest.
  11. Elizabeth Blackwell (1700-1758) aus England fertigte Kupferstiche von Medizinalpflanzen an.
  12. Giovanna Garzoni (1600–1670) aus Italien malte Gemüse- und Obststillleben mit Gouache auf Velin.
  13. Beate Sellin aus Deutschland malt großformatige, teils flächige, teils sehr fotorealistisch-plastisch wirkende Beerenfrüchte und Blüten mit Acryl und Öl auf Leinwand und Baumwolle.
  14. Marianne North (1830-1890) aus England hielt exotische Gewächse, Landschaften und Architekturen fest (Öl auf Karton).
  15. Louise von Panhuys (1763-1844) aus Deutschland aquarellierte Pflanzenteile von Nutzpflanzen, aber auch gesamte Szenerien.

Seite im Buch "Blumenmalerinnen"

In die Welt der Künstlerinnen eintauchen

Die Portraits der Blumenmalerinnen sind keineswegs langweilig. Auch wenn manche Geschichten, wie zum Beispiel jene von Regula Dettwiler, die sich mit Plastikblumen beschäftigt, auch etwas befremdlich und vielleicht auch unpassend wirken können, so hat jede einzelne Geschichte doch ihre Aha-Effekte sowie inspirierende oder gar lehrreiche Momente. Gartenliebhaber werden ihre unbeschreibliche Liebe zur Natur und zu den Pflanzen in der Motivation mancher Künstlerinnen wieder entdecken. Begeisterte Maler finden sicherlich die eine oder andere Inspiration und Motivation – vielleicht hilft dieses Buch sogar dem einen oder anderen, Mut für neue Projekte zu fassen. Das Buch hilft ganz allgemein betrachtet dabei, Garten, Pflanzen und Früchte aus neuen Blickwinkeln zu sehen und zu begreifen.

Die zahlreichen Bilder zeigen sowohl die Künstlerinnen selbst – wo möglich auch bei der Arbeit –, die Gegend ihres Wirken und Schaffens sowie eine Auswahl ihrer Kunstwerke, in denen man die Handschrift der Blumenmalerinnen deutlich erkennt. Teilweise wird Pflanzenmalerei einer Fotografie der Pflanze gegenübergestellt.

Marianne North im Buch "Blumenmalerinnen"

Margaret Mee im Buch "Blumenmalerinnen"

Seite im Buch "Blumenmalerinnen"

Die Autorin: Renate Hücking

Renate Hücking wurde 1947 in Werdohl im Sauerland geboren. Sie studierte Literaturwissenschaften in Frankfurt am Main und war über zwanzig Jahre lang als Fernsehjournalistin bei ARD-aktuell, tagesschau, tagesthemen und Nachtmagazin tätig. Außerdem schrieb sie für Zeitungen als Autorin zu Lateinamerika, Afrika und Entwicklungspolitik. In ihrem ersten Buch thematisierte Hücking den deutschen Kolonialismus in Afrika. Aktuell ist Renate Hücking als freie Autorin und Verantwortliche für die Zeitschrift der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur tätig.

Blumenmalerinnen: Porträts besonderer Frauen und ihr Blick auf die Natur
Renate Hücking
Callwey Verlag
ISBN: 978-3-7667-1958-4

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Klappentext im Buch "Blumenmalerinnen"

Klappentext zur Autorin