Paper Potter / Paper Potmaker: Anzuchttöpfchen aus Papier

Anzuchttöpfchen aus dem Gartencenter sind nicht gerade billig, besonders wenn man auf Torfprodukte (Torftöpfchen bzw. Torfquelltöpfchen) verzichten möchte. Anzuchttöpfchen aus Kokosfasern sind teuer und alte Joghurtbecher bestehen aus unverrottbarem Plastik.

Wir wollen hier eine weitere Alternative vorstellen, die wir für uns schon vor längerer Zeit entdeckt haben: Anzuchttöpfchen lassen sich auch ausgezeichnet aus Zeitungspapier herstellen. Das gelingt einigermaßen zufriedenstellend, indem man Papierstreifen um kleine Schnapsgläser (Stamperl) wickelt und das überstehende Papier unten zusammenpresst. Einfacher geht es jedoch mit einem sogenannten Paper Potter bzw. Eco Potmaker.

ABER: Ist Zeitungspapier wirklich eine Alternative, oder sollte man davon im Garten lieber komplett die Finger lassen? Für diesen Artikel habe ich länger recherchiert und auch Fachleute befragt. Lest hier, was meine Recherchen ergaben.

Anzuchttöpfchen aus Papier mit dem Potmaker

Von unserer letzten England-Reise haben wir uns einen Burgon & Ball Eco Potmaker aus Buchenholz mitgebracht. Dieser bietet entgegen dem einfachen Paper Potter den Vorteil, dass sich damit gleich drei unterschiedliche Anzuchttopf-Größen (3 cm, 4,5 cm und 6 cm Durchmesser) herstellen lassen. Der Vorteil an Anzuchttöpfchen aus Zeitungspapier ist, dass man zum Einen praktisch keine Ausgaben für Anzuchttöpfchen mehr hat und zum Anderen betreibt man damit, so scheint es, auch aktives Recycling. Jeder Potmaker (bzw. Paperpotter) besteht dabei aus mindestens zwei Teilen: Einem Stempel und einer Gegenplatte.

Je nach Produkt und Ausführung lassen sich verschiedene Papiertöpfchen-Größen herstellen.

Die Herstellung der Töpfchen ganz ohne die Verwendung von Klebeband oder Metallklammern ist schnell und einfach: Das Papier in Streifen schneiden (Von der Größe des Potmakers hängt auch die Breite der Streifen ab). Die Papierstreifen wickelt man jeweils um den Holzstempel des Potmakers und lässt unten etwas Papier überstehen. Den Überstand faltet man an der Unterseite des Stempels nach innen. Nun drückt man den Stempel in das Gegenstück und übt ausreichend Druck aus.

Einfache Herstellung von Papiertöpfchen mit einem Paper Potmaker.

Jetzt kann man den Papiertopf abziehen, mit Anzuchterde befüllen und Saatgut ausbringen. Die Töpfchen widerstehen auch mehrmaligem Gießen. Zuguterletzt setzt man die Pflänzchen dann einfach mitsamt dem Töpfchen aus. Wer will, kann das Papiertöpfchen zuvor aber auch abstreifen. So hat man schnell eine Unmenge an Papier-Töpfen hergestellt, was die Vorzucht erheblich günstiger und einfacher macht.

Mit einem Paper Potmaker lassen sich aus Zeitungspapier wunderbare Vorzuchttöpfchen erzeugen.

Giftige Zeitungen?

Zeitungen kommen bei einigen Gärtnern als Mulchmaterial in den Garten oder werden dem Kompost beigemengt. Auch Regenwürmer sollen Zeitungspapier lieben.

Da ich mich mit Druck und Druckerzeugnissen beschäftige, stellte ich mir natürlich sofort die Frage, ob Zeitungen Giftstoffe enthalten, die beim Verrotten im Garten abgegeben werden. Enthaltene Schadstoffe könnten schließlich beim Verrotten in Boden und Grundwasser übergehen und schließlich von den Pflanzen aufgenommen werden.

Ich habe recherchiert und auch Mails an zahlreiche Zeitungen in Österreich gesandt. Bislang habe ich lediglich von einer Tageszeitung Antwort erhalten. Daneben befragte ich auch Fachleute aus dem Druckgewerbe. Die Ergebnisse sind leider nicht besonders ergiebig.

In einem Dokument zum Thema Zeitungsdruck der Huber-Group von 2002 fand ich diesen Absatz: „Die Zeitung kann ohne Bedenken kompostiert werden. Zeitungspapier wird dem Kompostmaterial auch bei der Kompostierung von organischen Abfällen zur Verbesserung des C:N-Verhältnisses zugesetzt“.

Thomas Letz, Vertriebs- und Herstellungsleiter von der Tageszeitung Der Standard auf meine Fragen: „Gelesene Zeitungen sollen nicht am Komposthaufen oder im Garten verrotten, sondern den Sammelstellen zugeführt werden. In Österreich ist Altpapier ein sehr wertvoller Rohstoff für die Papiergewinnung“. Zusätzlich bekamen wir mit dem Antwortmail auch einen Auszug aus dem Sicherheitsdatenblatt eines Farbherstellers: »Die Zubereitung (=Druckfarbe) ist gemäß Richtlinie 1999/45/EG und ihren Änderungen nicht als gefährlich eingestuft« sowie eine Aufstellung über die Inhaltsstoffe von Zeitungsdruckfarben und Informationen der Druckfarbenhersteller.

Prof. DI Wolfgang Schachner, Leiter der Versuchsanstalt HGBLVA Wien XIV zu meinen Fragen: „Generell kann man ohne eine nähere Studie leider keine allgemeine Aussage treffen, ob sich Zeitungen ohne Probleme kompostieren lassen. Dies wäre aber sicherlich ein Thema, welches im Rahmen einer Diplomarbeit erforscht werden könnte“.

Zeitungskompost im Garten

Auch wenn Zeitungskompost nicht das eigentliche Thema dieses Artikels ist, so sollte man sich darüber natürlich Gedanken machen. Meine Erkenntnis zu diesem Thema ist, dass hier noch Forschungsarbeit von Nöten wäre um tatsächlich feststellen zu können, ob Zeitungskompost nun unbedenklich ist, oder ob Zeitungen besser doch korrekt über die Altpapiersammlung entsorgt werden sollten. Zu viele unbekannte Komponenten gibt es zu bedenken, wie zB. Bleichmittel, Farben, Zusammensetzung des Papiers, Lackierungen und Druckveredelung, usw.

Das Thema ist für mich noch nicht erledigt und ich ermutige auch unsere Leser, ihre Meinung in den Kommentaren kund zu tun. Vielleicht findet sich ja auch jemand, der dies zum Thema seiner Studien oder der Diplomarbeit macht? Derzeit kann ich noch nicht sagen, ob wir nun Anzuchttöpfchen aus Papier herstellen werden. Wir halten Euch auf dem Laufenden, sollten die Recherchen etwas Neues ergeben.