Unkraut vergeht nicht: Über Beikräuter und Zeigerpflanzen

„Unkraut muss man in die Schranken weisen, denn sonst verwildert der Garten rascher, als man »Unkrautjäten« sagen kann“. Solche Sätze hört und liest man sehr oft und viele Gärtner scheinen dieser Behauptung auch eifrig zuzustimmen. Wir GartenGnome sind allerdings leidenschaftliche Naturgärtner und sind daher der Überzeugung, dass es keine UNkräuter geben kann, denn immerhin sind sie genauso Teil dieser Natur wie unsere Kulturpflanzen. In der Vergangenheit wurden viele dieser Beikräuter in der Küche, der Färberei, in der Heilkunde und in vielen anderen Gewerben und Handwerken genutzt. Erst seit wenigen Jahrzehnten geriet der Nutzen dieser Pflanzen in Vergessenheit und sie werden mehr denn je als Unkraut abgestempelt.

Unkraut oder Beikraut?

Das Hauptkriterium, um eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen, ist nicht klar definiert. Im allgemeinen Sprachgebrauch gilt eine Pflanze aber als Unkraut, wenn sie in irgendeiner Form unerwünscht ist. Betrachtet man Unkräuter als Pflanzen, die man nicht mit Absicht gepflanzt oder gesät hat, ist es sicherlich sinnvoller, diese als Beikräuter bezeichnen.

Beikräuter schützen den Boden und unterstützen einen Idealzustand des Bodens, die sogenannte Bodengare. Durch ihre Durchwurzelung lockern sie den Boden, sorgen für ein chemisches und biologisches Gleichgewicht und schützen vor Erosion. Die Bodenfeuchte wird durch Beikräuter gehalten und auch für die biologische Schädlingsbekämpfung sind sie ungemein wichtig.

Invasive Neophyten: Die „echten“ Unkräuter

Durch globalen Austausch von Gütern und Saatgut gelangen auch immer mehr Pflanzen aus fernen Regionen zu uns. Einige integrieren sich, doch viele vertragen unser Klima erst gar nicht und verbreiten sich nicht. Einige wenige, wie zB. Ambrosia (Ragweed),der Risenbärenklau oder auch das drüsige Springkraut lassen sich jedoch kaum noch bekämpfen und schaden der Natur und teils auch der Gesundheit. Invasive Neophyten darf man hierzulande somit tatsächlich als Unkraut betrachten, das es zu vermeiden bzw. zu Bekämpfen gilt.

Bodenbestimmung durch Zeigerpflanzen

Einige Beikräuter besitzen eine sehr geringe Toleranz in Hinsicht auf ihre benötigten Lebensbedingungen wie zB. Klima, Standort, Bodenzusammensetzung und Bodenbeschaffenheit, etc. Da sie dadurch gute Hinweise auf die Beschaffenheit des Bodens sowie auf Luftschadstoffe liefern, werden diese Pflanzenarten auch als Zeigerpflanzen (Indikatorpflanzen) bezeichnet.

Zeigerpflanzen wurden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem durch den Geobotaniker Heinz Ellenberg „wiederentdeckt“ und erforscht. Eine detaillierte Klassifikation verschiedener Standortparameter wurden durch die Zeigerwerte nach Ellenberg festgelegt.

Gliederung nach Bodenarten

  • Kalkhaltiger Boden: Ackergauchheil, Ackerglockenblume, Ackerhornkraut, Ackersenf, Acker-Stiefmütterchen, Ackerwinde, Adonisröschen, Brennnessel, Ehrenpreis, Feld-Rittersporn, Gamander, Gänsedistel, Gelbklee, Hahnenfuß, Hasenklee, Hauhechel, Huflattich, geruchlose Kamille, Klatschmohn, Klee, Kuhschelle, kleine Wolfsmilch, Leberblümchen, Leinkraut, Löwenzahn, Ringelblume, Acker-Rittersporn, Sichelmöhre, Storchschnabel, Tauben-Skabiose, Taubnessel, Teufelskralle, Wegwarte, kleiner Wiesenknopf, Wiesensalbei, Wolfsmilch.
  • Kalkarmer Boden: Acker-Hundskamille, Acker-Stiefmütterchen, Adlerfarn, Bauernsenf, dreiblättriger Ehrenpreis, Fadenhirse, Feldspark, gelbe Saat-Wucherblume, Hasenklee, kleiner Sauerampfer, Sauerklee, Schachtelhalm, Spitzwegerich.
  • Humusreicher Boden: Brennnesssel, Löwenzahn, Vogelmiere. Alkalischer Boden: Ackergauchheil, Ackerhohlzahn, Ackersenf, Acker-Stiefmütterchen, Bingelkraut, Esparsette, Kriech. Fingerkraut, Flughafer, Hohlzahn, Luzerne, Sonnwendwolfsmilch, Wegwarte, Wiesenstorchschnabel, Wiesensalbei.
  • Humus (Nährstoffreicher Boden): Ackerhellerkraut, Bingelkraut, Brennnessel, Distel, Erdrauch, Franzosenkraut, weißer Gänsefuß, Hederich, Hirtentäschel, Huflattich, Melde, schwarzer Nachtschatten, Stumpfblättriger Ampfer, Vogelmiere.
  • Stickstoffreicher Boden: Ackerhellerkraut, Ackersenf, Ampferknöterich, Bärenklau, Bingelkraut, Brennnessel, Ehrenpreis, Erdrauch, Franzosenkraut, Gänsedistel, Gänsefuß, Giersch, Hahnenfuß, Hirtentäschelkraut, Holunder, Kamille, Kerbel, Kletten-Labkraut, Kohldistel, Kreuzkraut, Löwenzahn, Melde, Quecke, schwarzer Nachtschatten, Taubnessel, Vogelmiere, Wolfsmilch.
  • Stickstoffarmer Boden: Ackerfuchsschwanz, Acker-Hohlzahn, Acker-Schachtelhalm, Behaarter Klappertopf, Besenginster, Hornkraut, Hungerblümchen, Hunds-Kamille, Mauerpfeffer, Vogelknöterich, Wicke, wilde Karotte (Möhre), Ziest.
  • Magnesiumreicher Boden: Gamander, Roter Fingerhut, Stinkende Nieswurz.
  • Kaliumreicher Boden: Bärenklau, Melde, Fuchsschwanz, Roter Fingerhut.
  • Saurer Boden: Ackerminze, Ackerspörgel, Ackerziest, Adlerfarn, Blaubeere, Ehrenpreis, Gänseblümchen, Hasenklee, Hederich, Hohlzahn, Honiggras, Hunds-Kamille, Sauerklee, kleiner Wiesensauerampfer, Stechpalme, violette Stiefmütterchen, wolliges Honiggras.
  • Nährstoffarmer Boden: Adlerfarn, Gänseblümchen, Heidekraut, Hirtentäschel, Hungerblümchen, Kleiner Wiesensauerampfer, Margerite, Saatwucherblume, Sauerklee, Stiefmütterchen, Weißklee.
  • Bodengare*: Bingelkraut, Brennnessel, klein, Ehrenpreis, Erdrauch, Franzosenkraut, (weißer) Gänsefuß, Kamille, Knötericharten, Taubnesselarten, Vogelmiere, Wolfsmilcharten.
  • Arm an Bodengare*: Mutterkraut, Knöterich, Quecke. Boden mit Staunässe: Ackerminze, Ampferknöterich, Gänsefingerkraut, Huflattich, kriech. Hahnenfuß, Schachtelhalm, Wiesenknöterich, großer Wiesenknopf.
  • Verdichteter und schwerer Boden (Ton, Lehm): Ackerfuchsschwanz, Ackerkratzdistel, Ackerminze, Ackerschachtelhalm, Breitwegerich, Ehrenpreis, Gänsefingerkraut, Gänsedistel, Hederich, Huflattich, strahllose Kamille, Knöterich, Königskerze, Kornblume, kriechender Hahnenfuß, Hirtentäschel, Kamille, Klatschmohn, Löwenzahn, Rittersporn, Stiefmütterchen, Vogelknöterich.
  • Feuchter bis nasser Boden: Ackerminze, Acker-Schachtelhalm, Ampfer, Ehrenpreis, Gänsefingerkraut, Hahnenfuß, Hainklette, wilde Karotte (Möhre), Knöteriche, Kohldistel, echtes Mädesüß, Schachtelhalm, Sumpfdotterblume, Sumpfplatterbse, Trollblume, Waldschachtelhalm, Wiesen-Schaumkraut, Wiesenkümmel, Wucherblume, Zwergglockenblume.
  • Nasser und verdichteter Boden (Staunässe): Ackerminze, Ackerschachtelhalm, Ackerminze, Ampferknöterich, Beinwell, Breitwegerich, Gänsefingerkraut, Hahnenfuß, Huflattich, Kletterlabkraut, Kriechender Hahnenfuß, Löwenzahn, Scharbockskraut, Sumpfziest, Wiesenknöterich, Wiesenknopf.
  • Trockener Boden: Ackerhohlzahn, Besenkraut, Bluthirse, Färberkamille, Hohlzahn, weiße Lichtnelke, Reiherschnabel, Sichelmöhre, Sommer- Adonisröschen, Sonnenröschen, Storchschnabel, Wegerich.
  • Sandiger Boden: Heidekraut, Kiefer, Klatschmohn, Königskerze, Vogelmiere, Wolfsmilch.
  • Salziger Boden: Queller
  • Neutraler Boden: Kamille. Wechselfeuchter oder ständig nasser Boden: Binsen, Riesenstraußgras, Seggen.
  • Möglicherweise bleihaltiger Boden: Welsches Weidelgras, Wiesen-Schaumkresse.

*) Bodengare: Zustand des Bodens mit den günstigsten physikalischen und chemischen Eigenschaften für den Pflanzenwuchs der meisten Kulturpflanzen.

Gliederung nach Lichtverhältnissen

  • Schattenzeiger: Wald-Sauerklee, Bingelkraut, Goldnessel
  • Lichtzeiger: Wermut, Gemeine Grasnelke