Blaukorn gehört nicht in den Naturgarten

Beim Thema »Blaukorn« scheiden sich die Geister. Ich halte nichts davon, auch wenn Blaukorn immer noch ein Standard-Dünger in österreichischen und deutschen Haushalten sein dürfte. In einem biologischen Garten ist jedenfalls kein Platz für Blaukorn. Es gehört nicht in das Gießwasser von Zierpflanzen und schon gar nicht sollte auch nur ein Körnchen in ein Gemüsebeet gelangen.

Blaukorn habe ich in diesem Artikel exemplarisch für Volldünger bzw. Mehrnährstoffdünger im Allgemeinen gewählt, da es wohl einer der bekanntesten Dünger in heimischen Gärten ist.

Ich bin immer wieder verwundert, wenn manche Menschen ihr eigenes Gemüse im Garten anpflanzen um gesundes Biogemüse ernten zu können – Das erspart ihnen Obst oder Gemüse im Supermarkt kaufen zu müssen, das mit Pestiziden behandelt und mit wer weiß was für chemischen Mittelchen gedüngt wurde – Zum Düngen benutzen die selben Menschen aber dann statt organischem Dünger, den Kunstdünger Blaukorn. Sobald man mit Kunstdünger düngt, hat man kein Biogemüse mehr!

Ich kann nur sagen: Ein wahrer Biogärtner und GartenGnom lässt niemals auch nur ein Körnchen davon in seinen Garten gelangen. Warum ich dieser Meinung bin, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst.

Kunstdünger von Blaukorn bis Grünkorn

Ich lese und sehe immer wieder in Gartenzeitschriften und Gartensendungen, dass man hier und da eine Hand voll Blaukorn oder auch gerne mehr streuen soll, um den Pflanzen bei Blüte, Wachstum und Fruchtbildung auf die Sprünge zu helfen. Ich will nun endlich einmal aufklären, was sich eigentlich in den blauen und grünen Körnchen verbirgt:

Egal ob Blaukorn oder Grünkorn, beides sind leicht lösliche Mineraliendünger, auch Kunstdünger genannt, bestehend aus sofort verfügbaren Nährstoffen in Form von Salzen. Blaukorn ist ein rein mineralischer Kunstdünger basierend auf den Nährstoffen Stickstoff, Phosphat und Kalium.

Der Vorteil von Volldüngern besteht in ihrer simplen Handhabung. Man kauft einfach einen Sack Dünger und bringt diesen im Garten aus. Die Pflanzen können die darin enthaltenen Nährstoffe sofort aufnehmen und nutzen. Blaukorn ist als Vorratsdünger aufgebaut, denn das Granulat löst sich nach und nach auf und gibt die Nährstoffe erst über einen gewissen Zeitraum ab. Im Handel ist auch Blaukorn in flüssiger Form erhältlich – in dieser Form ist natürlich keine Langzeitwirkung möglich. Die blaue Farbe wird dem Granulat zugesetzt um die Marke zu kennzeichnen und zu schützen. Andere Volldünger haben wie bereits beschrieben eine grüne, rote oder gelbe Färbung.

All das wäre ja wirklich schön, wenn es da nicht so viele Nachteile gäbe. Die Herstellung von Kunstdünger benötigt sie viel Energie. Zudem binden sich die enthaltenen Phosphate an die in geringen Mengen im Boden vorhandenen Schwermetalle.

Auch im Blaukorn selbst wurden bereits Schwermetalle nachgewiesen. So warnt die Umweltorganisation Global2000 vor ernstzunehmenden Mengen an enthaltenen Schwermetallen wie Uran und Cadmium (Filmbeitrag des NDR). Bei regelmäßiger Gabe von Volldünger reichern sich die Schwermetalle im Boden an und können dann für Mensch und Tier direkt, oder auch indirekt über Grund- und Trinkwasser zur Gefahr werden. Die angereicherten Schwermetalle sind giftig, schädigen die Nieren und können zu Krebs führen. Besonders Erdäpfel und Karotten, aber auch andere Pflanzen lagern die Giftstoffe ein und werden somit selbst giftig!

Durch die hohen Stickstoffgaben durch Volldünger kommt es in Pflanzen zu einer hohen Nitratkonzentration, die dann nach der Ernte von den Menschen aufgenommen wird. Die nicht von den Pflanzen aufgenommenen Düngerbestandteile werden dann durch Gießen und Regen in das Grundwasser ausgewaschen. Nitrat ist inzwischen ein bekannter Schadstoff, der in Grund- und Trinkwasser vorkommt.

Blaukorn kann auch den pH-Wert des Bodens senken (das vertragen nicht alle Pflanzen) und durch die überhöhte Salzkonzentration das Bodenleben massiv schädigen. Mit leicht löslichen Mineraldüngern kann man die Pflanzen sehr leicht überdüngen. Nach jahrelanger Anwendung ist der Boden mit Phosphor und Kali überdüngt, die Bodenlebewesen sind verhungert und die Regenwürmer größtenteils ausgewandert.

Der Kunstdünger Blaukorn enthält kein organisches Material, also auch keinerlei Nahrung für die kleinen Bodenlebewesen. Das heißt, die Mikroorganismen haben kein Ausgangsmaterial zur Verfügung um Humus zu bilden. Um wertvollen Humus zu bilden brauchen die Bodenlebewesen organisches Material, das sie umwandeln können um so die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen. So leidet durch das Düngen mit anorganischen Düngern sowohl das Bodenleben sowie die Bodenstruktur. Der Humus ist eine Grundvoraussetzung für einen fruchtbaren Boden im Garten. Gerade dieser Humusschicht, die einen guten Boden ausmacht, kann man aber nach regelmäßigem Düngen mit Kunstdünger Ade sagen!

Giftig für Erwachsene, Kinder und Haustiere

Familien mit Kindern und Haustierbesitzer sollten auch wegen der direkten Vergiftungsgefahr die Finger von Blaukorn lassen. Wenn Haustiere die blauen Körner fressen, oder Kinder daran naschen wird es gefährlich. Die Wirkung von Stickstoff, Kali und Phosphor auf Tier und Mensch kann je nach Menge, Empfindlichkeit und Körpergröße von bloßer Übelkeit, über Erbrechen bis zu blutigem Durchfall und Kollaps reichen. Unter gewissen Umständen kann Kunstdünger auch tödliche Wirkung zeigen.

Die Gefahr einer Vergiftung ist besonders hoch, wenn man Blaukorn in Gießwasser auflöst oder flüssigen Kunstdünger verwendet um damit Zimmer- und Balkonpflanzen zu gießen. Katzen trinken liebend gerne aus Untersetzern, was bei einer solchen Blaukorn-Lösung fatal enden kann, aber auch auf Kinder besitzen Flaschen aller Art eine magische Anziehungskraft.

Alternativen

Es gibt genügend Möglichkeiten Blaukorn im Garten zu ersetzen und mit organischen Düngern den Pflanzen und Bodenlebewesen Nährstoffe zukommen zu lassen. Der ultimative Gartendünger ist Kompost, denn er enthält alles was Pflanzen zum Wachsen brauchen.

Im Gartencenter kann man, wenn man an den unzähligen Blaukornsäcken und sonstigen anorganischen Düngern vorbei geht, zB. Hornspähne, Gesteinsmehl und fertig gemischte organische Dünger kaufen. Brennnesseljauche ist ebenfalls zu empfehlen, sie düngt nicht nur, sondern vertreibt gleichzeitig Schädlinge und kostet nichts, außer ein wenig Zeit. Auch Flüssigdünger zB. auf Melassebasis sind für Zimmer- und Balkonpflanzen erhältlich.

Mehr Informationen und Quellen

Bei den Recherchen zu diesem Artikel haben wir natürlich auch zahlreiche Webseiten durchforstet. Dort gibt es noch viele weitere Informationen zum Thema:

Die Umweltberatung

Aufgedeckt: Gartenirrtümer – Irrtum 1: Mineralische Kunstdünger sorgen für optimales Pflanzenwachstum

Biologisch – was es bedeutet – Biologische Wirtschaftsweise in der Praxis bedeutet

Organische Handelsdünger – Leicht lösliche Handelsdünger

Bodenuntersuchung – Gartenböden sind oftmals überdüngt!

Düngung: Nährstoffe für Pflanzen – Große Gefahr der Überdosierung bei Mineraldüngern

Weitere Links

Global2000: Kein Gift im Garten (2012)

ÖKO-TEST Kompakt Garten: Obst- und Gemüsedünger (2006)

NDR Fernsehen: Giftiges Uran in Gartendüngern (2011)

Bremer Umweltberatung: Gartendünger wird oft überdosiert. Besonderes Problem ist Uran

Dogs Magazin: Gefährlich für den Hund: Gift im Garten – Mineraldünger

DocMedicus: Kunstdünger

 

Dieser Artikel wurde am 12.06.2012 überarbeitet und aktualisiert.