Wie unsere aufmerksamen Follower auf Twitter vielleicht am 26. Mai bereits gelesen haben, besuchten wir GartenGnome am Mittwoch „die Garten Tulln„. Die Garten Tulln ist Europas erste dauerhafte ökologische Gartenschau. Vor einigen Jahren kannte man im Herzen Europas solche Dauer-Gartenschauen lediglich aus dem England-Urlaub, doch seit 2008 gibt es endlich auch diese Landesgartenschau in Niederösterreich.

Über 40 Schaugärten und Mustergärten sowie Restaurant, Seminarräumlichkeiten und ein Baumwipfelweg auf einer Fläche von ca. sieben Hektar stellen nur einen kleinen Bereich des Gartengeländes dar. Die restlichen rund 45 ha Grund sind frei zugänglicher Auwald, der im Rahmen des Projektes renaturiert wurde. Will man die Schaugärten besuchen, so kostet der reguläre Eintritt 11 Euro, echte Fans können auch Saisonkarten erstehen. Die Gartenschau hat zwischen 4. April bis zum 10. Oktober geöffnet. Mehr Details findet ihr am Ende des Berichts.

Nun aber zu unserem subjektiven Bericht, denn allgemeine Informationen über das Gartenerlebnis in Tulln kann man schließlich auch auf der Website der Garten Tulln finden…

Ein Garten vieler Gärten

Das Gartengelände war einigermaßen leicht zu finden, da es in unmittelbarer Nähe von Tulln liegt und gut ausgeschildert ist. Wir waren absichtlich mitten unter der Woche dort, damit wir so ungestört wie möglich sein konnten, auch weil wir viele Fotos geschossen haben. Da man nach dem Betreten das Gelände gut einsehen konnte, waren wir erst enttäuscht, weil es uns relativ klein erschien. Schnell bemerkten wir aber, dass wir bei Weitem nicht alles an einem Tag sehen konnten, obwohl wir bereits in der Früh ankamen.

Das Gartengelände

Gleich nach Betreten des Garten-Geländes wurden wir von einer jungen Dame gefragt, ob wir bei einer kostenlosen Führung, die sich auch auf individuelle Fragen einlässt, teilnehmen wollten. Da wir zum ersten Mal die Garten Tulln besuchten, lehnten wir dankend ab. Genug gab es auch auf eigene Faust zu entdecken. Mehrere Wege schlängelten sich zwischen kleinen Gärtchen, großen Gärten und Erlebnis-Orten. Das Natur im Garten – Logo zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das gesamte Gelände. Damit kennzeichnet die Aktion „Natur im Garten„, dass hier großer Wert auf ökologisch bewusstes Gärtnern gelegt wird.

Aussicht über die Garten Tulln

Aussicht über die Garten Tulln

Vom Eingangsbereich mit Information und Shop ging es zwischen zwei großen Teichen voller laut quakender Frösche zum Seminarbereich und Pflanzenverkauf am Rande des Festplatzes. Dahinter erstreckt sich eine weite Fläche voller kleiner Muster- und Schaugärten. Am hinteren Ende ragt vor den Bäumen des Auwaldes der Baumwipfelweg empor.

Gemütlich schlenderten wir durch die unterschiedlichsten Gärten. Viele Gärten entsprachen gar nicht unserem Geschmack, manche sagten uns teilweise zu und mindestens ein Garten entsprach unseren Vorstellungen. Beispielsweise waren wir vom japanischen Garten stark enttäuscht und den englischen Garten haben wir als solchen gar nicht erst erkannt. Das liegt sicherlich auch daran, dass solche Gärten üblicherweise auch ausgedehntere Areale für sich einnehmen müssen um zur Geltung zu kommen.

Mangel an schattigen Gärten

Gleich vorweg – wir sind nicht gerade die sonnenhungrigsten Menschen und freuen uns daher immer über den einen oder anderen schattigen Baum. Die Garten Tulln ist hier leider nachlässig und stellt wenige Bänke oder andere Erholungsplätze unter schattigen Bäumen oder Sonnensegeln, etc. zur Verfügung. Die meisten Sitzgelegenheiten findet man mitten in der prallen Sonne und oftmals kam es uns auch vor, als wären einige Strecken komplett frei von Sitzgelegenheiten, was besonders für ältere Menschen unangenehm sein könnte.

Was gibt es schöneres, als einen wunderschönen Garten von einer Bank im kühlen Schatten eines Baumes zu genießen? Hier sollten die Gärtner von „die Garten Tulln“ also unbedingt noch nachbessern. Wir hatten das Glück, dass zwischen Perioden mit heißem Sonnenschein auch immer wieder kühlende Gewitterwolken zu einem fernen Unwetter die Donau entlang zogen. In der Ferne hörten wir immerzu das laute Poltern des Donners, was dem Garten-Besuch eine ganz besondere Atmosphäre verlieh.

Der Garten im Klimawandel

Im „Garten im Klimawandel“ wurden Pflanzen mit wenig Wasserbedarf und hoher Hitzeverträglichkeit vorgestellt. Das Gesamtbild war dadurch aber trist und steinig. Jedes Jahr gibt es mehr und heftigere Regenfälle, dazwischen aber auch immer längere Trockenperioden. Bis April 2010 fand beispielsweise in vielen Teilen Österreichs, besonders im Süden und Westen, ein trockener Start ins Jahr statt. Vielleicht soll dieses triste Bild eine Zukunftsvision für Österreich liefern, die uns zu denken geben sollte.

Der Garten im Klimawandel auf der Garten Tulln

Der Garten im Klimawandel auf der Garten Tulln

Rostiges Metall als Trend?

Neben einigen Gärten, in denen es mehr tot und heiß, als üppig, lebendig und grün aussah, fand sich in einer Vielzahl von Schaugärten auch überraschend viel rostendes Metall als Gestaltungselement. Wir zeigen uns nicht sonderlich angetan von diesem scheinbar einkehrenden Gartentrend, es sei denn, er ist für aufgelassene Industrieanlagen gedacht. Der einzige Garten, in den Metallelemente nach Meinung des Buddlers auf eine originelle Art und Weise eingebracht wurden, ist der Re-Cycling-Garten, auf den wir weiter unten noch näher eingehen.

Skulptur und rostiges Metall im Garten.

Skulptur und rostiges Metall im Garten.

Bauerngarten und Heimwerkergarten

Dieser Garten ist ganz nach unserem Geschmack – altmodisch, saftig grün, ein wenig wild und mit Aweiner Vielzahl versteckter Details. So findet man neben einer
Anzahl an Zierpflanzen, Nutzpflanzen und Kräutern auch eine Kompostecke und diverse Wohnmöglichkeiten für Nützlinge wie Ohrwürmer, Igel, Fledermaus und Co. Zwischen den Pflanzen und am hölzernen Gartenzaun kann man allerlei ausgemusterte alte Gartengeräte und sonstigen ausgemusterten Hausrat vergangener Tage entdecken. Über den Gartenbesuch wachen mehrere Vogelscheuchen aus Stroh. Im Zentrum des Gartens thront eine eiserne Sonnenuhr inmitten von grünem Allerlei.

Gleich neben dem bäuerlich anmutenden Garten findet sich eine Beratungsstelle von „Natur im Garten“, die an diesem Tag leider geschlossen war. Daneben entdeckten wir auch einen Werkplatz, wo an manchen Tagen der Bau von Trockenmauern, Hochbeeten und Kräuterspiralen gelernt werden kann.

Bauerngarten und Heimwerkergarten auf der Garten Tulln

Bauerngarten und Heimwerkergarten auf der Garten Tulln

Re-Cycling-Garten

Im Recycling-Garten ließen wir uns für eine kurze Weile nieder, da es hier eine schöne, den übrigen Gärten gegenüber abgewandte Natursteinbank gibt. Der Buddler nutzte das gleich für sein zweites Frühstück und erkundete den schrulligen Garten mit seinem Fotoapparat. Wir würden uns zwar nie einen solchen Garten, voller alter und kaputter Sachen anlegen, als Idee fand ihn zumindest Buddler erfrischend originell. Pandea hingegen zeigte sich weniger angetan. So findet man hier beispielsweise ein altes Fahrrad, einen geplatzten Fußball, alte Einkaufswägen, einen alten Koffer, alte Gartenwerkzeuge und mehr. Ein großes Sonnensegel aus alten Bauplanen auf einem Stamm aus Weidenrutengeflecht überragt den Garten und spendet Schatten.

Re-Cycling-Garten auf der Garten Tulln.

Re-Cycling-Garten auf der Garten Tulln.

Der Nebelwald – Einblicke in den Garten der Addams Family

Sobald man um die blickdichten Wände geht, die aus Stützpfeilern aus gefällten Baumstämmen, gefüllt mit Reisig bestehen, erblickt man einen der ungewöhnlichsten Gärten der Garten Tulln. Selten wird man solch eine Anlage schon einmal gesehen haben. Bei mir kam sofort das Gefühl auf, Morticia Addams hätte hier persönlich Hand angelegt.

Seitlich, in Reih und Glied liegen halbierte Baumstämme, die die Beete abtrennen. In den Beeten selbst befinden sich Farne und Funkien. Auf der gegenüberliegenden Seite des schmalen, länglichen Gartens kann man sich auf große, halbierte Eichenstämme setzen und die schönen dunkelroten (blutroten) Blätter der Rotbuchen betrachten, die die Äste beinahe traurig hängen lassen. Gras sucht man hier erfolglos, die freie Fläche, quasi der Mittelstreifen des Schlauchgartens ist mit Rindenmulch bedeckt. Angeblich soll auch Nebel durch diesen Garten wabern, als wir dort waren, war von Nebel jedoch keine Spur.

Der Nebelwald auf der Garten Tulln.

Der Nebelwald auf der Garten Tulln.

Originell ist dieser Garten alle Mal – es findet sich nicht allzuviel Grünes oder Blühendes aber besonders Pandea gefiel gerade diese Garten überraschend gut. Mit einer nächtlichen Geräuschkulisse wäre dies der perfekte Garten für eine Halloweenparty oder romantische Stunden zu zweit. Wer weiß, vielleicht begegnet man auch hin und wieder der Addams Family?

Der Nebelwald in der Garten Tulln.

Der Nebelwald in der Garten Tulln.

Plobergers Garten – Garten aus der TV-Show

Auch Plobergers Mustergarten aus der ORF-ShowNatur im Garten“ befindet sich auf dem Gelände der Garten Tulln. Bis auf ein paar nette Ideen konnte uns dieser Garten aber nur wenig begeistern. Vermutlich liegt das auch daran, dass der Garten immer nur für die jeweiligen ORF-Sendungen weiter wächst und auch genug Platz für Kamerateams und Zubehör bieten muss. Somit erscheint der Garten ungewöhnlich leer.

Plobergers Garten – Garten aus der TV-Show

Plobergers Garten – Garten aus der TV-Show

Baumwipfelweg

Gleich hinter Plobergers Garten ragt der Baumwipfelweg in die Höhe. Dieser 30m hohe Turm soll mit seinen verwundenen Wegen hinauf bis über die Wipfel der Bäume einen Einblick in Flora und Fauna luftiger Höhen geben. Leider hat der Turm einen viel zu großen Abstand zu den Bäumen, somit bleiben großartige Einblicke aus. Dennoch bietet zumindest die oberste Plattform, die man glücklicherweise auch mit einem Aufzug erreichen kann einen grandiosen ausblick über das Gelände und den Auwald. Wer jedoch einen wirklich gut gelungenen Baumwipfelweg mit vielen Beobtungsmöglichkeiten erleben will, der sollte den Tiergarten Schönbrunn besuchen!

Baumwipfelweg und Aussichtsturm auf der Garten Tulln

Baumwipfelweg und Aussichtsturm auf der Garten Tulln

Balkongärten oder was von ihnen übrig war

Gärtnern auf Balkonien wird immer beliebter, da man sich diesen kleinen Raum auch schön und bunt gestalten kann. Darum dachten wir, hier in der Garten Tulln könnte man schöne Pflanzbeispiele bewundern und sich Anregungen für die Balkongestaltung holen. Wir fanden sogar interessant angelegte Muster-Balkons, die die Basis für interessante Pflanzbeispiele dienen könnten. Leider wurden wir schwer enttäuscht durch die spärliche und auch noch vertrocknete Bepflanzung in den Balkonkästen.

Wir GartenGnome halten einen Olivenbaum im Tontopf und einen Topf mit Stiefmütterchen nicht für das wahnsinnig neue und schöne Pflanzbeispiel für einen Balkon. Auch wenn man dort nicht die neuesten Trends der Balkonbepflanzung vorstellen will sondern bereits Bekanntes – das was vorhanden ist, sollte doch gepflegt sein und nicht total vertrocknet auf ein besseres Leben hoffen müssen. Die Fotos auf der Website der Garten Tulln entsprechen zumindest derzeit in keinster Weise dem, was wir im Balkongarten vorgefunden haben. Von diesen Mustergärten hätten wir beide uns wirklich mehr erwartet.

Ein Tag im Grünen

Das schöne an einer Gartenschau ist, dass sie sich immerzu verändert. Sicherlich hat sich in den ersten zwei Jahren schon viel getan, einiges sollte aber noch geschehen.

Wünschenswert wären beispielsweise, wie bereits beschrieben, mehr Sitzmöglichkeiten und vor allem Sitzmöglichkeiten im Schatten. Besonders älteren Menschen wird es aktuell nicht gerade leicht gemacht die Garten Tulln zu genießen, wenn sie weite Strecken zurücklegen müssen um eine Sitzgelegenheit zu finden, die nicht in der prallen Sonne steht und zum Verschnaufen einlädt. Wie wir beobachten konnten, ist es auch für Begleiter von Rollstuhlfahrern sehr schwer, ein schattiges Plätzchen für den Rollstuhl zu finden. Nur wenige schattenspendende Bäume liegen nah genug an den Wegen, aber vermutlich sind auch die Alleebäume derzeit noch zu jung und klein.

Wir haben uns auf der Garten Tulln einen Sonnenbrand geholt, da wirklich sehr wenig Schatten zu finden war. Durch den vorangegangenen Regen konnten wir uns leider auch nicht irgendwo am Rand des Weges unter einen Baum setzen – der Boden war noch viel zu feucht.

Zu viele Gärten deckten hässliche Gestaltungsvarianten der modernen Architektur, bzw. des modernen Gartenbaus ab, zu selten entdeckte man naturnah gestaltete Gärten wie man sie aus Großbritannien kennt. Natürlich lässt sich besonders über diesen Punkt streiten, denn nicht jeder hat den gleichen Geschmack. Die Garten Tulln will hier klarerweise versuchen, möglichst viele Interessen und Geschmäcker abzudecken.

Aussicht über die Garten Tulln

Aussicht über die Garten Tulln

Auf ein Wiedersehen im Herbst?

Wir könnten noch Vieles über die Garten Tulln erzählen, doch am Besten schaut ihr Euch die Pflanzenschau einfach selber an. wir werden vielleicht im Herbst wieder dort sein, da dann das Programm vielseitiger sein wird und auch unsere Lieblinge, die Kürbisse zu sehen sein werden.

Apropos Kürbisse: Aktuell kann sich jeder, der am Kürbiswettbewerb der Garten Tulln teilnehmen will, preisgekrönte Samen von Riesenkürbissen kostenlos an der Kasse abholen: Kürbiswettbewerb – Natürlich geht es auch groß!

Allgemeine Informationen

NÖ Landesgartenschau
Planungs- und Errichtungs-G.m.b.H.
Am Wasserpark 1
3430 Tulln

Web: www.diegartentulln.at

Tor in der Garten Tulln

Tor in der Garten Tulln