EHEC Keime – Gedanken zu Gemüse aus Garten und der Region

Gleich vorweg: Wir wollen hier weder auf dem jährlichen Panik-Hype der Seuchenmeldungen schwimmen oder Panik verbreiten. Ganz im Gegenteil – wir haben Informationen zum Thema zusammengesammelt und uns wieder einmal unsere eigenen Gedanken zu dem Thema gemacht.

Bis jetzt gibt es bereits einige Todesopfer und ca. 1.000 Erkrankungen am EHEC-Erreger in Deutschland. Unter Verdacht stehen spanische Salatgurken, doch ist noch immer nicht sicher, woher die Keime tatsächlich stammen. Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) ist ein Darmbakterium, das beim Menschen zu blutigen Durchfallerkrankungen und Nierenschäden führen kann. Anders als bei vielen anderen Bakterien genügen schon 10 bis 100 Bakterien, um eine Erkrankung auszulösen. Das Stäbchenbakterium EHEC ist verwandt mit Escherichia coli (E. coli), das im menschlichen Darm als symbiotische Lebensform der Darmflora bei unserer Verdauung hilft.

Rundherum hört man bereits, dass Gemüse in den Regalen und auf den Märkten verschmäht wird. Es ist sogar schon von großen wirtschaftlichen Schäden für Obst- und Gemüsehandel und am Ende natürlich auch für die Bauern die Rede. Als ich am Samstag im Supermarkt einkaufen war, waren auch hier in Österreich die Gemüse- und Obstregale so voll wie sonst nie vor dem Wochenende. Dabei sah ich mehr österreichische Ware denn je zuvor in den Regalen liegen. Es ist ganz klar, dass diese Krankheitswelle auch schlimme Folgen für die österreichische Landwirtschaft haben kann.

Der Bakterienstamm ist äußerst resistent gegen Antibiotika. Damit ein Selektionsdruck zustande kommt, der die Vermehrung resistenter Stämme begünstigt, müssen die Bakterien aber bereits Antibiotika ausgesetzt gewesen sein. Uns stellt sich nun die Frage: Muss man hier den Methoden der landwirtschaftlichen Tierhaltung Schuld zuweisen? Außerdem fragen wir uns wie so viele andere, was man tun kann um sich möglichst nicht anzustecken.

Wie kann man sich vor dem EHEC-Keim schützen?

Gegen Bakterien kann man sich nicht, wie bei Viren impfen lassen. Der EHEC-Keim verbreitet sich aber mittels Schmutz- bzw. Schmierinfektion. Der Erreger haftet also am Gemüse, aber auch an Toiletten-Türgriffen oder Computertastaturen. Mit penibler Hygiene lässt sich dem ganz gut entgegenwirken. Paradeiser (Tomaten), Salatgurken und Blattsalat sollten nicht roh verzehrt werden – so die Empfehlung. Wer aber kocht Gurken oder Salat? Andere Salate, Gemüse und Obst sollte man ebenfalls kochen, aber zuvor auch noch schälen. Wenigstens aber wird das Blanchieren oder Waschen unter fließendem Wasser dringend empfohlen.

Das Bakterium verträgt Temperaturen von über 70° Celsius nicht, da es dann beginnt, zu zerfallen. Rohmilch- und Fleischprodukte sollten ebenfalls erhitzt werden und Küchengeräte sowie Arbeitsflächen gut gereinigt werden. Gründliches Händewaschen sollte ohnehin immer Pflicht sein! Wer derzeit dennoch Symptome wie schweren Durchfall feststellt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen!

EHEC ist resistent gegen Antibiotika

Auffällig ist die besondere Resistenz des Erregers gegen Antibiotika. „Im aktuellen Fall rückt vor allem der Einsatz von Arzneimitteln in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den Blick, denn Ehec-Keime stammen aus dem Darm von Wiederkäuern.“ – so die Frankfurter Allgemeine in einem ausführlichen Artikel zu diesem Thema. Man kann also darauf schließen, dass der Erreger über infizierte Gülle auf die betroffenen Anbaugebiete gelangte. Infiziert war die Gülle, weil die Rinder von denen sie stammt, regelmäßig mit unnötigen Mengen an Antibiotika »vorbeugend« behandelt wurden. So konnten die EHEC-Erreger ihre Resistenz entwickeln.

Trotz Resistenz existieren Behandlungsmethoden: Gegen bestimmte Antibiotika ist der Erreger noch nicht resistent. Andererseits wird für die Behandlung der Erkrankung ohnehin kein Antibiotikum empfohlen, da dies die Vergiftung des Körpers noch beschleunigen könnte. Im zuvor verlinkten Artikel sowie auf derStandard.at werden andere Behandlungen als vorteilhafter beschrieben.

Rückrufaktion von BIO-Gemüse

Nun wurde auch eine großangelegte Rückrufaktion von BIO-Gemüse in Österreich gestartet. Einige BIO-Lebensmittelhändler hatten Gemüse von den unter Verdacht stehenden spanischen Herstellern bezogen. Die drei spanischen Gurken, auf denen der Erreger gefunden wurde waren als BIO-Erzeugnis deklariert. Auch österreichische Unternehmen bezogen Gemüse aus den betroffenen Regionen. Eine Liste der Händler findet man unter „AGES: Information zu spanischen Gurken in Österreich“. Da die AGES-Seite heute schon öfters offline war, findet man die Liste auch hier: „derStandard.at: Rückrufaktion bei österreichischen Biohändlern“.

Was uns wundert ist, dass auch BIO-Gemüse aus den Plastik-Treibhäusern Spaniens stammen kann, wo es auch in Österreich genügend Hersteller geben sollte. Das Gerücht, dass nur BIO-Gemüse mit Gülle gedüngt wird ist aber in jedem Fall Nonsense, auch konventionell hergestelltes Gemüse wird so hergestellt. Ich bin mir aber sicher, dass das Thema EHEC viele Diskussionen zum Thema BIO und BIO-Landwirtschaft auslösen wird.

Regional kaufen oder gleich im Garten anbauen

Wer regional einkauft, sollte zumindest nach aktuellem Erkenntnisstand am wenigsten gefährdet sein, sich anzustecken. Dennoch ist die Form der Landwirtschaft leider auch bei uns nicht anders, als in Spanien. Vieh wird aus Angst vor Krankheiten dauerhaft mit Antibiotika behandelt. Das Gleiche geschieht übrigens auch mit Äpfeln und anderen Pflanzen! So züchtet man sich resistente Krankheitserreger heran, die äußerst widerstandsfähig und infektiös sind.

Wir denken dennoch, dass besonders der Kauf regionaler BIO-Produkte am sichersten sein sollte. Wichtig dabei ist, darauf zu achten, dass die Produkte wirklich aus Österreich stammen. Wer im eigenen Garten Gemüse und Obst anbaut, der kann selbst bestimmen, womit er düngt. Heute konnten wir uns zum Beispiel bereits über die ersten Erdbeeren des Jahres freuen. Aktuell gibt es nur leider noch wenig saisonales Gemüse und Obst, mit dem man sich aus dem eigenen Garten versorgen könnte. Da sich die Krise aber noch ein wenig andauern könnte, freuen wir uns umso mehr auf die Früchte unseres Gartens!

Auf Fleisch kann man ganz gut verzichten, aber Obst und Gemüse sind unsere wichtigsten Nährstofflieferanten. Da noch nicht einmal die Wissenschaft wirklich sagen kann, woher die Keime wirklich stammen, können wir schon gar keine konkreten Aussagen treffen. Was klar ist, ist dass Hygiene in jedem Fall wichtig ist. Auch die heimische Landwirtschaft, insbesondere unsere BIO-Bauern verzeichnen unserer Meinung zufolge unnötige Einbußen. Es ist tragisch, dass die gerade erst auflebenden BIO-Marken einen solchen Rückschlag erleiden müssen. Mit dem Kauf von regionalen Produkten, sollte man unserer Meinung nach zumindest in Österreich nichts falsch machen.

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