In letzter Zeit werden wir häufig gefragt, was es denn mit Komposttee auf sich hätte. Komposttee? Ich musste sofort daran denken, einfach Kompost in Teebeutel zu füllen und in eine Tasse heißen Wassers zu hängen. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht. Was ist dran am Komposttee, kann das dunkle Gebräu tatsächlich Wunder wirken oder ist es bloß viel Hokus Pokus? Wir haben recherchiert und getestet.

Arten von Komposttee

Bei unseren Recherchen haben wir unterschiedlichste Formen und Rezepturen für Komposttees gefunden. Manche werden als trocken befüllte Teebeutel in Wasser gehängt, manche müssen einige Tage hinweg gebraut werden, einige werden über sehr lange Zeit hinweg angesetzt. Diverse Rezepte für angeblichen Komposttee beinhalten nicht einmal richtigen Kompost. Wir wollen somit versuchen, Ordnung in das Thema zu bringen.

Die einfachste und wohl älteste Methode ist, voll ausgereiften Kompost in einen Jute- oder Leinensack zu verschnüren und über einen Zeitraum von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen und Wochen in einer Tonne mit Regenwasser hängen zu lassen. Wichtig dabei ist, dass der Auszug nicht zu Gären beginnt. Die Stoffe lösen sich im Wasser und können sich so nach dem Ausbringen rasch im Wurzelbereich verteilen und von den Pflanzen schnell erschlossen und aufgenommen werden. Moderne Rezepte für Komposttee beugen einer Gärung durch kurze Ziehzeiten oder durch eine aktive Belüftung mittels einer Teich-Belüftungspumpe vor.

Oft wird auch empfohlen, das fertige Extrakt vor dem Ausbringen noch zu sieben oder gar zu filtern um die festen Bestandteile zuvor zu entfernen. Wozu das gut sein soll, ist fraglich. Es erscheint ebenso esoterisch, wie einige andere empfohlene Praktiken und Rezepte rund um den Komposttee.

Superdünger Komposttee?

In den letzten Jahren haben wir bereits in mehreren Artikeln über unterschiedliche Düngemittel geschrieben. Auch über das „schwarze Gold der Gärtner“, den Kompost, habe ich bereits einen sehr ausführlichen Artikel verfasst. Kompost ist unser Dünger der Wahl – in unserem Garten düngen wir fast ausschließlich mit Kompost.

Die Definition von „Komposttee“ scheint bereits sehr uneinheitlich zu sein. Tatsächlich gibt es Produkte in der Form von Teebeuteln, die man einfach in Wasser taucht und ziehen lässt. Es gibt aber auch allerlei Anleitungen, um ein Gebräu aus Melasse, Kompost und allerhand anderer Zutaten unter aktiver Belüftung herzustellen. Komposttee soll die enthaltenen Nährstoffe für die gedüngten Pflanzen rasch zur Verfügung stellen, das Bodenleben fördern und die Pflanzen somit stärken und widerstandsfähiger und gesünder machen.

Wir haben bereits Rücksprache mit anderen Gärtnern gehalten, dass der Effekt durch den Komposttee meist gleichzusetzen ist mit dem, Kompost einfach in die Pflanzerde zu mischen. Ralf Rösberger vom Blog „Neulich im Garten“ meinte in einem aktuellen Beitrag dazu: „Komposttee kann sicher einen Beitrag leisten. Er kann Pflanzen dabei helfen, gesünder und vitaler zu bleiben. Aber er kann keine Düngung ersetzen. Er kann nicht vor Schnecken schützen und er kann auch nicht die Gartenwelt revolutionieren“. Der Unterschied ist wohl einfach, dass die Nährstoffe aus dem Komposttee rascher aufgenommen und zur Wirkung kommen können.

Wofür Komposttee verwenden?

In allen Diskussionen rund um den Komposttee fragten wir uns immer, weshalb wir nicht einfach Kompost für unsere Garten-Pflanzen nehmen sollten. Die Pflanzen in unserem Garten sind stark und tragen reichlich Früchte. Kompost ist der perfekte Dünger, der alle Nährstoffe enthält. Mischt man ihn unter die Erde und düngt übers Jahr immer wieder mal damit, dann können die darin enthaltenen Organismen und Nährstoffe laufend zu den Wurzeln dringen und aufgenommen werden. Wozu sollte man sich also die Mühe machen und Komposttee ansetzen?

Ich sage: Es macht Sinn und zwar in Wohnungen, am Balkon und im Büro. Überall, wo man möglichst wenig Dreck machen darf und zugleich über wenig Platz verfügt, macht Komposttee meiner Meinung nach Sinn. Flüssiger NPK-Dünger ist für Zimmerpflanzen noch halbwegs zu verkraften. Zumindest bei Kräutern und anderen essbaren Pflanzen, im Wohnbereich oder am Balkon sollte man aber auf gesündere Düngemittel wie zum Beispiel Komposttee zurückgreifen. In jedem Fall enthält Komposttee vieles, das herkömmlicher NPK-Dünger nicht enthält. Dieser beinhaltet, wie der Name schon sagt, meistens nur Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K).

Wer seinen Pflanzen einen Extra-Schub an Mikroorganismen und Nährstoffen auch im Garten zukommen lassen will, der kann natürlich auch zum Komposttee greifen.

Fertige Komposttee-Beutel aus dem Handel

Wir wollten es selbst versuchen und haben daher Komposttee-Beutel von GARTENleben getestet. Soweit es uns bekannt ist, ist das aktuell der einzige Hersteller, über den man hierzulande fertige Komposttee-Beutel beziehen kann. In jeder Packung finden sich 12 Beutel für je eine ca. 10l-Gießkanne (insgesamt also ca. 120l Komposttee). Neben den Beuteln findet man noch Bastfäden um die Beutel anzubinden und wieder aus der Gießkanne zu ziehen. Die Beutel soll man dann drei bis maximal 24 Stunden im Wasser ziehen lassen. Danach gießt man die Pflanzen damit. Den Inhalt des Beutels habe ich danach jedesmal ebenfalls zu den Pflanzen gekippt (nur bei Erdkulturen).

Will man einen ganzen Garten damit gießen, spürt man das mit etwa einem Euro je Beutel (11,99 Euro je Packung) stark im Geldbörsel. Selbst beim größten erhältliche Packet mit 22 Beuteln um 19,90 Euro kostet jeder Beutel noch etwa 90 Cent. Zudem benötigt man mehrere Gießkannen oder eine (Regen-) Tonne um den Komposttee gleichzeitig anzusetzen. Das alles spricht sehr für die Anwendung in kleinerem Rahmen für Zimmer- und Büropflanzen oder die Kräuterkästen am Balkon.

Im Garten, wo wir ohnehin mit Kompost düngen, konnten wir keinen Unterschied bemerken. Im Büro, wo ich die Pflanzen üblicherweise mit NPK-Dünger versorgt habe, konnte man die Wirkung des Komposttees aber deutlich sehen. Die Pflanzen wurden sichbar kräftiger und trieben reicher aus. Auch die Erde hat dort inzwischen eine deutlich dünklere Färbung angenommen und trocknet weniger rasch aus.

(Ergänzung 27. März 2018) Bei Hydrokultur-Pflanzen, also Pflanzen in Blähtongranulat, war ich von der Eignung von Komposttee ursprünglich nicht überzeugt. Da dort das Komposttee-Wasser länger steht, könnte es vielleicht auch zu Gärprozessen und damit zu Fäulnis und Geruchsentwicklung kommen. Ich habe es dennoch bei einigen Testpflanzen ein Jahr lang versucht. Siehe da: Den Pflanzen geht es prächtig und es gab keinerlei negative Geruchsentwicklung.